: Unerfreuliche Begegnungen
Mieterdemo gegen die Wohnungsgeschäfte der US-Sekte Scientology. Senat will per Bundesrat Umwandlungen erschweren ■ Von Ulrike Winkelmann
„Wenn sich einer von denen in den Häusern herumtreibt, haben wir innerhalb von zwei Minuten die Polizei geholt.“Kurt Schäffer, Sprecher der MieterInnen am Augustenburger Ufer im Stadtteil Dulsberg, ist stolz darauf, daß man sich in seinem Block von Scientologen wenig gefallen läßt.
Auf einer kleinen, aber feinen Kundgebung mit anschließender Demonstration zur Baubehörde trafen sich die Dulsberger MieterInnen gestern auf dem Gänsemarkt, um gegen die Wohnungs-Geschäfte des Unternehmens CKS zu protestieren. Die Maklerfirma am Mittelweg 118, Sitz diverser Scientology-naher Firmen, ist seit 1995 mit der Umwandlung und Vermakelung von 64 Wohneinheiten am Augustenburger Ufer und in der benachbarten Elsässer Straße befaßt. Den Auftrag dazu hat sie von der Berliner Firma GEPRIVA, die die Wohnungen im Dezember 1995 kaufte und so bald wie möglich als Eigentumswohnungen wieder verkaufen will. Die Stadt, dies hat Finanzsenator Ortwin Runde vor wenigen Tagen im Gespräch mit den MieterInnen erklärt, wird ihre Wohnungen jedoch nicht kaufen.
Seit März 1996, berichtete Willi Lehmpfuhl vom Mieterverein zu Hamburg gestern, „hat es mit den Herrschaften von der CKS allerlei Begegnungen mit Hautkontakt, Blechkontakt und auch Einschußlöchern in einer der Wohnungen gegeben“. Denn manche MieterInnen mochten Wohnungsbesichtigungen von möglichen Käufern und andere Stör- und Einschüchterungsaktionen der Maklerfirma nicht hinnehmen. Sechs Mietparteien, vor allem verunsicherte ältere Leute, berichtet Schäffer, seien dem Druck jedoch nicht mehr gewachsen gewesen. Sie sind ausgezogen und zahlen nun woanders wesentlich mehr Miete.
Bis Ende des Jahres sind die Wohnungen am Augustenburger Ufer in der Sozialbindung; sollten sie dann als Eigentumswohnungen verkauft werden, haben die MieterInnen zehn Jahre Kündigungsschutz.
Um die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen zu erschweren, hat Hamburg nunmehr die zweite Bundesratsinitiative gestartet, womit die Länder ermächtigt werden sollen, eigene Auflagen für die Umwandlung zu erheben.
„Wenn das in diesem Sommer durch den Bundestag geht, könnten solche Fälle wie am Dulsberg verhindert werden“, verspricht Baubehörden-Sprecher Jürgen Asmussen. Denn dann müßten die MieterInnen einer Umwandlung mit Zweidrittelmehrheit zustimmen. „Im Augenblick“, sagt Asmussen, „können wir da allerdings nichts machen.“
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