piwik no script img

Berüchtigter Schiffeversenker ist wieder frei

■ Paul Watson, Chef von Sea Shepherd, wird nicht an die Norweger ausgeliefert

Berlin (taz) – Paul Watson ist seinen Fängern wieder einmal entkommen. Am Ostermontag wurde der per Interpol gesuchte Walfanggegner in Bremerhaven verhaftet – Norwegen hatte ihn 1994 wegen versuchter Versenkung eines Walfängerbootes zu 120 Tagen Haft verurteilt. Gestern beschloß das Oberlandesgericht, Watson wieder auf freien Fuß zu setzen. Begründung der Bremer Generalstaatsanwaltschaft: „Seine Auslieferung wäre bei der noch zu vollstreckenden Freiheitsstrafe nach den Vorschriften des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen von vorneherein unzulässig.“

Das ist ein guter Witz, denn Paul Watson hat sich Zeit seines Lebens nur um seine eigenen Gesetze gekümmert, nie aber um die international niedergeschriebenen. Seit seiner Kindheit kämpft er für Tiere. Er war einer der Gründer von Greenpeace, angebliche Mitgliedsnummer: 007. Mit anderen Greenpeacern riskierte er 1976 sein Leben, um die Robbenschlächter auf Neufundland zu stoppen. Doch im Grunde war ihm Greenpeace zu lasch, weil die Organisation Gewalt gegen Menschen ablehnt. Watson hingegen ging schon mal auf einen der Robbenkeuler los. So verließ er die Umweltorganisation vor 20 Jahren und gründete die „Sea Shepherd“.

Als selbsternannter „Hirte der Meere“ ging er unerbittlich gegen unbelehrbare Walfänger und Fischer vor. Mit Rammdornen am Bug seiner eigenen Schiffe greift er Walfangschiffe und Treibnetzkutter an. Dabei riskiert seine Besatzung nicht nur das eigene Leben, sondern auch das der angegriffenen Schiffer. Für Watson sind die Walfänger Piraten, nicht er: „Ich sage den Schlächtern, ihr brecht das Gesetz. Und ich zwinge euch jetzt, es einzuhalten.“

Sea Shepherd versenkt auch Schiffe im Hafen – mit Haftminen oder indem sich Mitglieder der Organisation an Bord schleichen und die Flutventile öffnen. Die Walreedereien kommt die Piraterie teuer zu stehen: 40 bis 50 Millionen Mark jährlich zahlen allein die Norweger für zusätzliche Wachen in den Häfen. Teure „Kriegsversicherungsprämien“ für die Schiffe werden fällig. Damit erreicht Watson sein Ziel, der Profit aus dem Walfang schrumpft. rem/rw

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen