Kommentar: Eine einmalige Chance
■ Die Wohnungsfrage entscheidet über die Zukunft des Hafenrand-Viertels
Die Wiederbelebung eines Stadtteils, das gilt auch für den Altonaer Hafenrand, kann und wird immer nur über die Menschen „vor Ort“gelingen. Eine architektonische Perlenkette allein reicht nicht. Wenigstens das haben Politiker und Planer aus den baulichen Katastrophen der 60er Jahre gelernt. Nur wer neben dem Job auch den Alltag im Viertel verbringt, wer hier einkauft, Kinder zur Schule schickt, ausgeht und ausschläft, kurz – wer hier lebt, gibt einem Stadtteil neue Impulse.
Das Büll & Liedtke-Gebäude dürfte also nur mit Wohnungen genehmigt werden. Zumal dieser Klotz am Holzhafen nicht nur irgendein Haus ist. Das Bauwerk bildet den Auftakt für die komplette Umgestaltung des Altonaer Elbufers. Insofern wird die Entscheidung für oder gegen Wohnraum richtungweisend sein für die Gesamtentwicklung: Zwischen Neumühlen und Fischmarkt stellt sich derzeit die für eine flächenknappe Großstadt seltene Herausforderung, industrielle Brachen in Sahnelage großräumig neu zu gestalten.
Eine einmalige Chance, die einmalig auch vertan werden kann. So berechtigt die Sorgen der Hafenwirtschaft sind, und so richtig es daher ist, den Erhalt des Schiffsindustrie-Standorts durch ein Gutachten rechtlich abzusichern: Nur ein Nebeneinander von Wohnen und Wirtschaften ist langfristig eine für Altona und Hamburg akzeptable Lösung.
Mit seiner Interpretation des Gutachtens wird der Senat die Weichen für den Hafenrand stellen: für ein lebendiges, attraktives Viertel am Wasser oder eine weitere öde Bürostadt. Heike Haarhoff
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