Mord für Rente

■ Rentner wurde wegen Mordes an Polizisten zu lebenslanger Haft verurteilt

Die Version vom Muskelkrampf, die der Ex-Fremdenlegionär zum Tathergang präsentiert hatte, nahm ihm vor Gericht niemand ab: Der 66jährige Asthmatiker wurde gestern vom Hamburger Landgericht wegen Mordes an dem Polizeihauptmeister Matthias Schipplick zu lebenslanger Haft verurteilt. „Er hatte eine starke Abneigung gegen Uniformträger“, sagte der Vorsitzende Richter Manfred Luckow in der Urteilsbegründung. Im Pensionszimmer des Angeklagten war eine handschriftliche Notiz gefunden worden: „Eine Uniformmütze macht aus einer Null eine halbe Eins“. Nach Überzeugung der Kammer hat der Angeklagte dem Polizisten aus kurzer Entfernung in den Kopf geschossen.

Der Beamte hatte den gestohlenen weißen Golf aufgrund eines defekten Bremslichts am Vormittag des 16. August 1996 routinemäßig gestoppt. Der Fahrer hatte nur einen gefälschten Führerschein dabei. Als der Polizeihauptmeister die Papiere überprüfen wollte, fiel der tödliche Schuß.

Die Kammer geht davon aus, daß der verzweifelte Mann verhindern wollte, daß seine gefälschten Papiere entdeckt würden. Er hatte sich Ende der sechziger Jahre eine andere Identität zugelegt, nachdem er seinen Ausweis verloren hatte. Unter dem neuen Namen hatte er auch seine bescheidene Rente beantragt. „Wir sehen hier einen Angeklagten, dem man kaum zutraut, daß er noch eine Waffe halten könne“, so der Richter, aber die Rente sei die einzige Perspektive für den Krebskranken gewesen.

Der Angeklagte hatte zu Prozeßbeginn angegeben, aufgrund eines Krampfanfalles habe sich ein Schuß gelöst, als er dem Polizeibeamten die Waffe übergeben wollte. Es sei ein „entsetzlichen Unfall“gewesen. Die Pistole will er vollkommen verrostet in einem Papierkorb gefunden haben. lian