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Dollarspekulationen

■ G 7 findet Dollarkurs zu hoch, aber Devisenhändler bleiben unbeeindruckt

Washington/Berlin (dpa/taz) – Die sieben Großen der Weltwirtschaft haben sich am Sonntag mit Währungspolitik versucht. Erfolglos, wie es gestern aussah. Tenor des Komuniqués der G7-Finanzminister und -Notenbankchefs war: Ein weiterer Anstieg des US- Dollars soll verhindert werden. Wechselkurse dürften nicht „zu einem Wiederanwachsen großer Außenhandelsungleichgewichte führen“.

Ohne diese namentlich zu nennen, sind damit die USA und Japan gemeint. Der japanische Yen hat in den vergangenen zwei Jahren 50 Prozent seines Werts gegenüber dem US-Dollar verloren. Dadurch sind japanische Güter auf dem Weltmarkt immer billiger zu haben. Die USA fürchten nun, daß ihr chronisches Handelsbilanzdefizit gegenüber dem Konkurrenten Japan wieder weit aufklaffen könnte. Gegenüber der D-Mark ist der Dollar um 25 Prozent teurer geworden.

Das Signal aus Washington war offenbar nicht stark genug. Die Formulierung im Kommuniqué, „Entwicklungen zu beobachten und angemessen auf den Devisenmärkten zu kooperieren“, ließ nur wenige Beobachter vermuten, daß konkrete Interventionen, also Yen-Stützungskäufe, geplant seien. Die meisten Devisenhändler halten dagegen die Äußerung der Finanzminister und Notenbankchefs für Lippenbekenntnisse und kauften gestern fleißig Greenbacks. Der Dollarkurs kletterte in Frankfurt ungerührt um zwei Pfennige auf 1,7325 D-Mark. Die Tatsache, daß nichts Ernsthaftes gegen den Dollaranstieg unternommen werde, stärke die US-Währung, sagte ein Händler. „Der Dollar wird bis zu Intervention ausgereizt“, meinte ein Händler. Der künftige Kurs des US-Dollar wurde auf dem Parkett bei etwa 1,75 D-Mark gesehen.

Die ökonomischen Grunddaten sprechen auch weiterhin für den Dollar. Die US-Wirtschaft wächst weiter kräftig, um fast vier Prozent im Schlußquartal 1996. Daß die Zinsen vor einem Monat zudem angehoben wurden, macht ein Anlage in den USA noch attraktiver. Umgekehrt sind Yen und Mark weniger gesucht – der Yen nicht, weil der japanische Finanzsektor allzu wackelig dasteht, und die D-Mark nicht, weil keiner weiß, ob sie bald einem womöglich weichen Euro Platz macht.

An diesen Erkenntnissen kann auch die G 7 mit ihren verklausulierten Statements nichts ändern. Bereits im Februar hatten die G 7-Mitglieder ein Komuniqué herausgegeben, wonach sie den Steigflug des US-Dollars beendet sehen wollten. Seither hat der Dollar jedoch gegenüber der Mark noch einmal um sieben Pfennig zugelegt. lieb

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