Keinen Fußbreit den Solar-Anarchisten!

■ Energieversorger Mevag suchte per Stellenanzeige eine Person, die dezentrale Kraftwerke sowie Wind- und Solaranlagen in Brandenburg verhindern soll

In seltener Offenheit bekannte sich unlängst ein Energiekonzern zu seinen wirtschaftlichen Interessen. Mit einer Stellenanzeige in der Märkischen Allgemeinen Zeitung suchte die Märkische Energieversorgung AG (Mevag, Potsdam) eine Person, die den Bau von Solar- und Windanlagen sowie Blockheizkraftwerken unterbinden soll. O-Ton der Anzeige in der in Potsdam erscheinenden Zeitung: „Der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit liegt zum einen in der Sicherung des Umsatzes durch Verhinderung von Stromeigenerzeugungsanlagen, z.B. Erkennen von Eigenerzeugungsgefahrenpotentialen.“

„Die Konzerne tun alles, um die regenerativen Energiequellen zu unterdrücken“, kommentiert Wolf von Fabeck, Geschäftsführer des Solarenergie-Fördervereins in Aachen die Stellenanzeige. Die zunehmende Zahl dezentraler Kraftwerke in Hinterhöfen, Gärten und auf Hausdächern schmälert den Gewinn der monopolistischen Energieversorger, die lieber ihren Kohle- oder Atomstrom verkaufen.

„Die Personalabteilung wählte eine sehr unglückliche Formulierung“, meint Mevag-Sprecher Thorsten Meinsen über das Stellenangebot, das am 29. März gedruckt wurde. Die neue Mitarbeiterin solle „nicht in erster Linie“ Bauern und Privatleute davon abbringen, Solar- und Windanlagen zu errichten. Vielmehr gehe es darum, „Großkunden“ – Industrieunternehmen mit großem Energieverbrauch etwa – weiter mit Mevag-Strom zu beliefern. Die Taktik: Sobald ein Kunde Anstalten macht, ein eigenes Kraftwerk zu errichten, unterbreitet die Mevag ein „gutes Angebot“, so Sprecher Meinsen. Der Energieversorger geht so lange mit seinem Strompreis herunter, bis die Mevag-Lieferung billiger ist als die Energie, die der Kunde selbst erzeugen könnte.

Das Mittel des Dumpingpreises freilich läßt sich nicht nur gegen große, sondern auch gegen kleine Kunden einsetzen. „Es schmerzt uns“, räumt der Mevag-Sprecher ein, daß sein Unternehmen privat erzeugten Strom aus Windanlagen zu dem gesetzlich festgelegten Preis von rund 17,5 Pfennig pro Kilowattstunde abnehmen müsse. Der Energieversorger, der den Westen Brandenburgs vor allem mit Braunkohlestrom der Veag beliefert, begibt sich mit seinem Preiskampf in Konflikt zur Politik der Landesregierung. Denn das SPD-Kabinett betreibt die Förderung der sauberen Energiequellen.

Das mittlerweile bereits abgeschlossene Bewerbungsverfahren fällt in eine Zeit, da der Mevag viele Kunden davonlaufen. 93 Windräder drehen sich in märkischen Landen. Sie lieferten 1996 ungefähr 35 Millionen Kilowattstunden Strom ins Netz. Ungleich schwerer wiegt jedoch, daß Kommunen ihre eigenen Stadtwerke gründen. Dadurch gingen der Mevag im vergangenen Jahr 20 Prozent ihres Stromumsatzes verloren. Hannes Koch