: „Grüner Politiker provozierte die Polizei“
■ Innensenator Schönbohm behauptet, der grüne Geschäftsführer habe beim 1.-Mai-Fest am Mariannenplatz Streit gesucht, um einen schönen Prozeß zu inszenieren
Schläger in Polizeiuniform können sich der Rückendeckung ihres obersten Dienstherrn erfreuen. Bei einer Aussprache über den 1.Mai hat Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) gestern im parlamentarischen Innenausschuß behauptet, der von Beamten mißhandelte Landesgeschäftsführer der Bündnisgrünen, Werner Hirschmüller, habe sich mutwillig in die Polizeifäuste gestürzt. Wie berichtet, war Hirschmüller nach Abschluß des Straßenfestes auf dem Mariannenplatz hinterrücks von Polizeikräften niedergeschlagen worden. Zu dem Umstand, daß der Kreuzberger Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Bündnisgrüne) neben dem Niedergeschlagenen stand und als Zeuge im Ermittlungsverfahren auftritt, sagte Schönbohm wörtlich: Hirschmüller und Schulz seien zusammen unterwegs gewesen, „um die Polizei zu provozieren und gemeinsam einen jurstischen Fall aufzubauen“. Er sehe dem Ausgang des Ermittlungsverfahrens „mit Gelassenheit“ entgegen, so Schönbohm.
Danach kam es im Ausschuß zu tumultartigen Szenen. Grüne und PDS schäumten. „Das ist unter Ihrem Niveau, Herr Senator“, rief der Bündnisgrüne Norbert Schellberg mit hochrotem Gesicht. Schönbohm gab zurück: Er selbst habe sich im Ausschuß auch eine Menge gefallen lassen müssen. „Das ist immer reziprok.“ Die Oppositionsparteien hatten dem General a. D. unter anderem Feldherrenmanieren vorgeworfen.
Dem 49jährigen Hirschmüller verschlug es fast die Sprache, als er von der taz mit Schönbohms Anschuldigung konfrontiert wurde: „Das ist eine unglaubliche Unterstellung“, sagte er. Hirschmüller verwies darauf, daß er in seiner Eigenschaft als Landesschatzmeister auf dem Mariannenplatz den Abbau der Bühne verfolgt habe, weil die Grünen eine Bürgschaft von 2.000 Mark für das Fest übernommen hätten. Bei dem Versuch, eine die Polizisten beschimpfende Frau zu beruhigen, sei er von Uniformierten von hinten zu Boden gestoßen und mit Fäusten und Tritten traktiert worden. Dann habe ihm einer der Beamten zwei Finger in die Nase gesteckt und versucht, ihn so hochzuziehen. Später sei er quer über den Platz geschleift worden.
Bürgermeister Schulz sprach von einer „frechen Schutzbehauptung“ Schönbohms. Der Senator wisse genau, daß die Polizei „knallhart durchgreifen“ sollte. Plutonia Plarre
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