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Arbeit nur mit perfektem Deutsch

■ Selbst qualifizierte Migrantinnen finden schwer einen Job

Die Arbeitsmarktsituation für Immigrantinnen in Berlin spitzt sich zu. Fördermaßnahmen, die speziell auf die berufliche Qualifizierung und Fortbildung von Frauen nichtdeutscher Herkunft zugeschnitten sind, könnten der hohen Arbeitslosigkeit unter Migrantinnen immer weniger entgegensetzen. Bei den Sparmaßnahmen des Senats und der Arbeitsämter fehle ein vernünftiges Gesamtkonzept. „Entscheidungen fällt der Senat nach politischen Opportunitätskriterien“ sagte gestern Katrin Heinrich vom Qualifizierungsprojekt TIO auf einer Veranstaltung der Interessengemeinschaft von Immigrantinnenqualifizierungsprojekten (IGIP).

Der Zusammenschluß von acht Qualifizierungsprojekten für Migrantinnen will auf die erschreckend hohe Zahl arbeitsloser Migrantinnen aufmerksam machen. Die Dunkelziffer ist hier besonders hoch. Viele Frauen, die mit Deutschen verheiratet sind, als Hausfrauen arbeiten, sich noch im Asylverfahren befinden oder auf dem sogenannten grauen Arbeitsmarkt unterkommen, seien bei der Zahl der 16.030 offiziell arbeitslos gemeldeten Migrantinnen überhaupt nicht berücksichtigt, kritisierte Katrin Heinrich von TIO. Auch von einer Gleichbehandlung der Migrantinnen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt könne nicht die Rede sein. Viele qualifizierte Migrantinnen scheiterten letztlich an der Vermittlungspraxis der Arbeitsämter für Weiterbildungsmaßnahmen. Diese verlangten die Zusammenfassung deutscher Texte, Tests auf grammatische Lücken und flüssiges Buchstabieren auf Deutsch.

Die Interessengemeinschaft IGIP setzt sich deshalb nicht für eine entsprechende Qualifizierung der Migrantinnen ein, sondern auch dafür, daß sie eine Arbeitserlaubnis bekommen, sagte Heike Hübner vom Projekt Berufsorientierung für Frauen. Ziel sei insbesondere auch, das Selbstwertgefühl und die Selbständigkeit der Frauen zu stärken. Isabel Richter

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