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„Auch Ruanda hatte einen gewissen Einfluß“

■ Ruandas „starker Mann“, Vizepräsident Paul Kagame, freut sich über den Machtwechsel in Kongo/Ex-Zaire: „Was da passiert ist, ist gut für die gesamte Region“

Paul Kagame ist seit 1994 Vizepräsident und Verteidigungsminister von Ruanda. Er gilt als der mächtigste Politiker des Landes, denn davor führte er die Tutsi-dominierte Guerillabewegung „Ruandische Patriotische Front“ (RPF), die nach der Flucht des für den Völkermord an den ruandischen Tutsi verantwortlichen Hutu-Regimes im Sommer 1994 die Macht ergriff. Die taz sprach mit ihm anläßlich seines Besuchs in Deutschland.

taz: Der Machtwechsel in Kongo, dem früheren Zaire, ist vollzogen. Hat das Nachbarland Ruanda dabei eine Rolle gespielt?

Kagame: Viele haben dabei eine Rolle gespielt. Auch Ruanda hat auf die Entwicklung in Zaire einen gewissen Einfluß gehabt. Wir haben aus unserer moralischen Unterstützung kein Geheimnis gemacht. Wir haben uns jedoch auf die Form der Unterstützung beschränkt, die wir als souveränes Land Kräften in einem anderen souveränen Land geben können, also auf die moralische.

Keinerlei militärische Hilfe?

Nein. Einige der Rebellen können allerdings Lehren aus dem Kampf gezogen haben, den wir in unserem eigenen Land führten.

Wurden also zairische Rebellen in Ruanda trainiert?

Nein.

Einige Beobachter halten den Machtwechsel in Zaire für eine Stärkung der Position Ugandas in der Region, also für eine Stärkung des ugandischen Präsidenten Museveni. Wie sehen Sie das?

Es geht nicht um die Frage, ob ein Individuum gestärkt wird. Was im Kongo passiert ist, ist gut für die ganze Region. Einige der Probleme, die Uganda mit Zaire hatte, gehören nun der Vergangenheit an. Das ist gut für alle Ugander.

Nach wie vor sind zahlreiche ruandische Flüchtlinge im Ausland, darunter auch solche, die der Beteiligung am Völkermord von 1994 verdächtigt werden. Ruanda hat vor einigen Tagen die Zentralafrikanische Republik öffentlich verdächtigt, solche Flüchtlinge aus Zaire aufgenommen zu haben.

Wir haben gesicherte Erkenntnisse, denen zufolge einige bewaffnete Flüchtlinge die Grenze zur Zentralafrikanischen Republik überschritten haben. Wir warten jetzt die Reaktion der Regierung dort ab.

Beschuldigen Sie die dortige Regierung, die Flüchtlinge zu unterstützen?

Dafür haben wir keine Beweise.

In letzter Zeit hat sich die Zahl der Infiltrationen aus dem Osten Zaires nach Ruanda wieder verstärkt. Was gibt es dafür für eine Erklärung?

Nach wie vor sind im Osten Zaires zahlreiche Gruppen verstreut, darunter auch bewaffnete. Aber die Situation hat sich in den letzten Wochen nicht verschlechtert, sondern stabilisiert. Dieses Problem wird sich jetzt in sehr kurzer Zeit lösen lassen. Interview: Bettina Gaus, Bonn

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