VW-Schmiergeldaffäre

■ Staatsanwaltschaft läßt 14 Wohnungen und Büros durchsuchen

Hannover (taz) – In der Bestechungsaffäre um Angestellte von Volkswagen und ABB haben Beamte des Bundeskriminalamtes in den vergangenen drei Tagen erneut 14 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Braunschweig wurden bei der Aktion in Mannheim, Stuttgart, Emden und einer Reihe kleinerer Orte umfangreiche Geschäftsunterlagen und private Aufzeichnungen beschlagnahmt.

Die Zahl der Beschuldigten, gegen die wegen Angestelltenbestechung, Steuervergehen oder auch wegen Erpressung ermittelt werde, sei inzwischen auf zwölf gestiegen, sagte der Sprecher der Braunschweiger Oberstaatsanwaltschaft gestern. Anlaß für die Ermittlungen, die sich ursprünglich nur gegen drei Firmenmitarbeiter richteten, waren Strafanzeigen des Anlagenbauers Asea Brown Boveri (ABB) und der Volkswagen AG. Der Strafanzeige von ABB zufolge sollen VW-Angehörige und Vermittler von ABB Bestechungsgelder von ingesamt knapp 20 Millonen Mark dafür kassiert haben, daß ABB bei der tschechischen VW-Tochter Skoda eine Lackiererei im Wert von 400 Millionen Mark bauen durfte.

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben sowohl gegen Mitarbeiter der empfangenden als auch der zahlenden Firma. Bei den Durchsuchungen gehe es weiterhin allein um den Komplex VW/ABB und nicht um ein viele Firmen umfassendes Bestechungsnetzwerk, erklärte die Braunschweiger Staatsanwaltschaft. Hinweise in diese Richtung hätten sich noch nicht erhärten lassen. Auch der Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung zum Zwecke der Erpressung und Bestechung sei mit dem gegenwärtigen Ermittlungsstand noch nicht zu stützen. Betroffen von der gestrigen Durchsuchungsaktion war auch ein leitender Mitarbeiter des VW-Werkes Emden, der von einer Vermittlungsfirma Bestechungsgelder für die Vergabe von Aufträgen an VW-Zulieferer erhalten haben soll. Jürgen Voges