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Mut zum Heimweh

■ Voscherau fordert geschlossene Heime

200 Ohrenpaare horchen auf. Nach wenig mitreißenden Ausführungen über den Unterschied zwischen Globalisierung und Internationalismus, Steuerreform und Gerechtigkeit kommt Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) endlich zu dem Thema, das die WilhelmsburgerInnen anspricht. Früher, sagte Henning Voscherau auf der als „Wahlkampfauftakt“angekündigten Veranstaltung am Donnerstag abend, früher war in dieser Stadt manches leichter.

Aufmüpfige Halbstarke wurden zur See geschickt. Nach Jahren kamen die am harten Seemannsleben gereiften Jugendlichen „anständig“zurück. Heute gibt es nicht einmal geschlossene Heime, bedauert Voscherau. Jugendkriminalität und deren Folgen müßten einer „tabulosen Schwachstellenanalyse“unterworfen werden, verlangt der SPD-Spitzenkandidat. Jugendliche Straftäter „auf die rechte Bahn zu führen“müsse Vorrang vor „weltanschaulichen Überzeugungen“haben. „Mehr traue ich mich im Moment nicht zu sagen“, denn dieses Thema werde in seiner Partei „Streit geben.“

Da könnte er richtig liegen. Vize-Fraktions-Chef Jan Ehlers, der in seiner Amtszeit als Jugendsenator die geschlossenen Heime abschaffte, sieht „keine Veranlassung“, die „Erkenntnisse von damals“zu revidieren. Auch die Jugendbehörde betrachtet geschlossene Anstalten als ungeeignet, Jugendliche zu einem „sozialverantwortlichen Leben in Freiheit“zu erziehen, sagt Sprecherin Anita Merkt.

Für die über 14jährigen gilt ohnehin das Jugendstrafrecht mit allen repressiven Möglichkeiten inklusive Knast. Die Strafmündigkeit auf 12 Jahre herabzusetzen, hält der Eimsbütteler SPD-Chef und Richter Heinz Uthmann für eine „reine Gespensterdebatte“. Um etwa an Jungs aus der Stricher-Szene am Hauptbahnhof heranzukommen, könne es allenfalls sinnvoll sein, sie für einige Wochen „festzuhalten und auf sie einzuwirken“, so Uthmann. „Mischformen“zwischen „betreutem Wohnen, Hausarrest und Jugendknast“seien denkbar. sim

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