La Roche kauft Boehringer Mannheim

■ Schweizer Pharmakonzern wird Weltmarktführer in der Diagnostika-Sparte. Entlassungen nicht ausgeschlossen

Frankfurt/Main (taz) – Der weltweite Kampf um die Marktanteile auf dem lukrativen Pharmamarkt geht weiter. Gestern hat der Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Roche AG zugeschlagen und den deutschen Pharmahersteller Boehringer Mannheim übernommen. Für 11 Milliarden Dollar (rund 19 Milliarden Mark) sicherte sich Roche alle Aktien der Holdinggesellschaft Corange mit Sitz Bermuda, die Boehringer Mannheim kontrolliert. Hinter Corange steht die Unternehmerfamilie Engelhorn. Roche bekommt für das Geld auch 84,4 Prozent der Aktien des US-Unternehmens DePuy, führender Hersteller von orthopädischen Produkten.

„Big is beautiful“, sagte eine Sprecherin von Boehringer Mannheim. Eine feindliche Übernahme sei das nicht gewesen. Roche und Boehringer ergänzten sich. Roche sei stark im Pharmabereich, Boehringer bei Diagnostika. Bei Roche hieß es, daß mit der Übernahme von Boehringer Mannheim der Konzern ein weiteres strategische Ziel erreicht habe. Durch die Zusammenführung des Diagnostika- Geschäfts beider Firmen avanciere die Roche Holding in den Segmenten klinische Laborsysteme, molekulare Diagnostik und Patientendienstleistungen weltweit zum Marktführer.

Bei der Boeringer-Mannheim- Gruppe waren 1996 rund 18.400 MitarbeiterInnen beschäftigt, davon 8.200 in Deutschland. Sie erwirtschafteten 1995 einen Umsatz von 2,36 Milliarden Mark. Im vergangenen Jahr steigerten sie den Umsatz um weitere 8 Prozent. Von nun an sollen die Diagnostiksparten von Boehringer und Roche zusammengelegt werden. 13.500 MitarbeiterInnen an verschiedenen Standorten sollen allein in diesem Jahr 4,2 Milliarden Mark Umsatz bringen. Die Roche AG erzielte mit rund 50.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von etwa 16 Milliarden Schweizer Franken. Einen bevorstehenden Abbau von Arbeitsplätzen mochte gestern weder Boehringer noch Roche ausschließen. kpk