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Wirtlich gegen Unwirtlichkeit

Eine „Ladenzeile der anderen Art“für den S-Bahnausgang Rathausmarkt  ■ Von Sabine Schrader

Regelmäßig werden die Scheiben der leeren Schaukästen eingeschlagen. Kaum ein Passant benutzt den Ausgang Reesendamm des U- und S-Bahnzugangs Rathausmarkt. Das soll bald anders werden. „Wir wollen einen Schandfleck in Hamburg beseitigen“und „den sozialen Zusammenhalt fördern“, erklärte der Leiter des Diakonischen Werkes, Stephan Reimers, gestern.

Statt diejenigen, die laut „Bettler-Papier“der Innenbehörde angeblich die Stadt „unwirtlich“machen zu vertreiben, will Reimers echte Maßnahmen gegen die Unwirtlichkeit auf den Weg bringen. Eine „Ladenzeile der anderer Art“soll hier entstehen und Arbeit für 20 bis 30 Langzeitarbeitslose, vor allem Hinz-und-Kunzt-Verkäufer. Denn von ihnen haben in den vergangenen drei Jahren zwar fast 300 einen Bleibe, aber nur 70 einen festen Job gefunden.

Wo's jetzt noch unwirtlich riecht und aussieht, wird ein Second-Hand-Laden für Klamotten und einer für CDs entstehen. Ein vegetarisches Selbstbedienungsrestaurant soll Gaumenfreuden bereiten, Fahrradverleih und Gepäckaufbewahrung für Mobilität und ein Eine-Welt-Laden für Gerechtigkeit sorgen. Auch ein Veranstaltungsort könnte die Unterführung auf der Westseite des Rathausmarktes werden, plant Reimers.

Die Idee zu diesem Projekt stammt von Statt-Partei-Gruppensprecher Achim Reichert, der sich damit an das Diakonische Werk wandte. Das beantragte flink die Sondernutzung des Unterführungsabschnitts. Jetzt muß ebenso hurtig umgebaut werden, denn bis zum Weihnachtsgeschäft, spätestens aber im Frühjahr, soll's losgehen.

Ein zusätzlicher Raum wird erschlossen, Windschutz, Heizung und Entlüftungsanlagen müssen eingebaut werden. Die geschätzten Kosten liegen bei 800.000 Mark. Davon werden das Diakonische Werk und die Evangelische Kirche 400.000 Mark beisteuern. 120.000 Mark wurden beim Hamburger Spendenparlament beantragt. Das restliche Geld, so die Hoffnung, kommt durch Spenden zusammen. Bausenator Eugen Wagner (SPD), bekennender Unterstützer des Passagen-Projekts: „Wenn es Problemchen gibt, wenden Sie sich an mich.“

Das Gelingen wird davon abhängen, wie die „Rathauspassage“ankommt. Denn allein die Einnahmen der Läden sollen die Arbeitsplätze finanzieren. Viele Einzelheiten sind noch ungeklärt. Sicher ist hingegen, daß alternative Stadtführungen hier starten werden. Ihr Thema: „Armes-Reiches Hamburg“

Spenden: Diakonisches Werk, Stichwort: Rathauspassage, Haspa Konto-Nr. 1268/125125

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