: Kein Job für ausländische Studenten
■ Asta der Freien Universität: Rassistische Diskriminierung bei studentischer Arbeitsvermittlung dauerhafte Praxis. „Leider nur Deutsche“ als Bauhelfer gesucht. „Keine Afrikaner“ als Haushaltshilfen
Bei der Arbeitsplatzvergabe für Studenten sind rassistische Diskriminierungen wohl an der Tagesordnung. Auf dem Aushang eines Stellenangebots für Bauhelfer am vergangenen Donnerstag im Arbeitsamt an der Freien Universität war die Bemerkung „Leider nur Deutsche“ zu lesen. Während das Arbeitsamt in einer Stellungnahme von einem „bedauerlichen Einzelfall“ spricht, wirft der Asta der Behörde rassistische Diskriminierung vor. Man habe erst jetzt Beweise, aber das sei nicht das erste Mal gewesen, erklärte Majid Roshan vom AusländerInnenreferat beim Asta.
Der Leiter des Arbeitsamtes, Norbert Grabitz, beteuerte, daß seine Mitarbeiter angewiesen seien, keine nationalitätenspezifischen Einschränkungen entgegenzunehmen. Die offensichtliche Mißachtung dieser Anweisung erklärte er sich damit, daß die Stellenangebote geringer würden und die Mitarbeiter bemüht seien, so viele Arbeitsmöglichkeiten wie möglich zu schaffen. Grabitz entschuldigte sich für den Vorfall. Bereits 1995 war es zu einem ähnlichen Fall gekommen. Damals hat es laut Asta ein Angebot gegeben, in dem „1 Deutscher und 1 Neger“ gesucht worden seien.
Die Studentenvertretung wirft dem Arbeitsamt vor, daß es regelmäßig ausländische Studenten ausgrenze. Immer wieder würden perfekte Sprachkenntnisse auch für „Tellerwäscher und Abbruchhelfer“ gefordert.
Nachdem der Asta die Vorwürfe gegen das Arbeitsamt öffentlich gemacht hatte, meldeten sich weitere Studenten und berichteten über rassistische Diskriminierung auch bei der Arbeitsvermittlung „Heinzelmännchen“ des Studentenwerks. Dort ist kürzlich ein Stellengesuch mit dem Wunsch „keine Afrikaner“ angenommen worden. Die Heinzelmännchen bedauerten die „unglückliche Verkettung von dummen Zufällen“, durch die der später stornierte Job in die Vergabe gekommen sei.
Der Leiter der Heinzelmännchen, Fred Hamann, räumte ein, daß es bei 60.000 Vermittlungen im Jahr zu derartigen Einzelfällen kommen könne, findet es jedoch „nicht fair“, den Heinzelmännchen böse Absichten zu unterstellen. Schließlich helfe die Arbeitsvermittlung gerade auch ausländischen Studenten. Der Asta hingegen warf den Mitarbeitern vor, daß deren Einstellung „auf jeden Fall durchgehend“ von Gleichgültigkeit geprägt sei.
Ingo Bader vom Sozialreferat beim Asta kritisierte Heinzelmännchen darüber hinaus deswegen, weil viele Stellen nicht geschlechtsneutral ausgeschrieben seien und Studenten bei Beschwerden der Arbeitgeber sofort gesperrt würden. Tobias Singelnstein
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