■ Vorschlag: "Dead men tell no tales, Blauhut & McAleer do" in Meier's Fleischsalon
Vorschlag
„Dead men tell no tales, Blauhut & McAleer do“ in Meier's Fleischsalon
Was passiert, wenn ein Surfer aus Los Angeles und ein Musiker aus New York sich in Berlin begegnen? Richtig! Sie schreiben und tragen zusammen vor nach dem Motto: Gene Kelly steppte noch als Amerikaner im Pariser Regen, wir dagegen tauchen in jede Berliner Traufe. Aber damit ist jetzt Schluß, Adam Blauhut und Kevin McAleer schlagen zurück: „Consider yourself slapped“ (Betrachten Sie sich als geohrfeigt) heißt ihr Erzählband, der nächstes Jahr herauskommen soll. In den Erzählungen allerdings amüsieren sich Blauhut und McAleer eher derb und drastisch über deutsche Cowboys, die nie eine amerikanische Prärie gesehen haben, oder über deutsche Linke, die nicht mal wissen, daß sie sich mit einer museumsreifen Heckler & Koch-Pistole erschießen wollen, um die deutsche Schuld am Holocaust zu sühnen. Kein Wunder, daß die beiden schon als Titanic-Autoren entdeckt wurden. Dabei beherrschen sie durchaus die Zwischentöne, lassen bei aller satirischen Direktheit immer ein wenig von jener Melancholie der Außenseiter spüren, die zu Hause längst nicht mehr daheim sind und in Berlin doch Fremde bleiben. Und das, obwohl Musiker Adam Blauhut schon vor elf Jahren aus den USA „geflohen“ ist, um in Deutschland zu studieren und seinen Magister über Cormac McCarthy zu schreiben – und das, obwohl Kevin Dr. Surf McAleer (wie er sich seit seinem letzten Soloprogramm in der Kulturfabrik nennt) über die Geschichte des Duells in Deutschland promoviert hat und manche Zitate von Thomas Mann und Nietzsche ihm noch schneller einfallen als solche von Thomas Wolfe oder Raymond Chandler. Aber das alles klingt jetzt zu bildungsbürgerlich, zu sophisticated. So können Blauhut und McAleer schon sein, aber damit das Publikum nicht einschläft, erzählen sie lieber, wie hoffnungslos es ist, den Deutschen ein bißchen Amerikanisch beizubringen – schon wenn es darum geht, daß Juden im Amerikanischen countable sind und im Deutschen offenbar noch immer nicht. Bei der ersten Blauhut/McAleer-Lesung in der Kulturbrauerei vor acht Monaten forderten die Zuhörer Zugabe um Zugabe. Wer das verpaßt hat, kann heute die Lesungsperformance der Amerikaner in Moabit erleben. Daniel Haufler
21 Uhr, Kulturfabrik Moabit, Lehrter Straße 35, Eintritt frei
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