: Waffen und Trostpflaster
Größter Rüstungsproduzent ist der Oerlikon-Bührle- Konzern in Zürich, auf den 80 Prozent der Exporte entfallen. Während des Dritten Reichs machte Firmenchef Emil Bührle glänzende Geschäfte mit den Nazis, denen er Drehgeschütze und andere High-Tech-Waffen verkaufte. Sein Sohn und Nachfolger Dieter E. Bührle wurde 1968 zu acht Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt wegen der illegalen Lieferung von Kanonen an Nigeria. Mit diesen Kanonen führte Nigeria Mitte der 60er Krieg gegen Biafra, für dessen notleidende Bevölkerung sich die Schweizer gleichzeitig mit Spenden engagierten.
Rüstungsexporte und humanitäre Hilfe der Eidgenossen gerieten auch in Ex-Jugoslawien in Konflikt. Bis Ende der 80er Jahre lieferten Waffenschmieden ganz legal an die Zentralregierung in Belgrad; ab 1991 illegal — und vom Bundesrat bis heute geleugnet — an alle Kriegsparteien. Zugleich engagierte sich die Regierung mit bislang 115 Millionen Franken Wiederaufbauhilfe in Ex-Jugoslawien stärker als je zuvor in einem anderen Land.
Legale wie illegale Rüstungsexporte in Spannungs- oder Kriegsgebiete sorgten in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen: der Verkauf angeblich rein zivil nutzbarer Pilatus-Flugzeuge an das ehemalige Apartheidregime in Südafrika und andere Diktaturen, die diese Flugzeuge zur militärischen Bekämpfung der eigenen Bevölkerung einsetzen; die Zulieferung der Firma Decotec für Gaddafis Giftgasfabrik; oder die geplanten Spezialstahllieferungen der Von Roll AG für Saddam Husseins Superkanone, für die 1996 drei Manager der Firma zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Zuletzt flog im Februar dieses Jahres der Versuch der Zürcher Technology Trading (Verwaltungsratspräsident: Dieter E. Bührle) auf, Kanonenteile über Österreich in den Iran zu verschieben.
Foto (Waffenschau in Emmen 1991): Didier Ruef/Network/ lookat
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen