: Polizeideal mit Heroin vor Gericht
■ Zwei Polizeiobermeister sollen einen Informanten mit Heroin belohnt haben, damit dieser einen Drogendeal einfädelt. Beamte streiten die Vorwürfe ab
Zwei Polizisten müssen sich seit Montag wegen ihres eigenmächtigen Verhaltens bei der Jagd nach Drogenhändlern vor dem Landgericht verantworten. Den Polizeiobermeistern im Alter von 26 und 38 Jahren wird Strafvereitelung im Amt, Freiheitsberaubung, falsche Verdächtigung und unerlaubte Abgabe von Heroin vorgeworfen. Die Angeklagten wiesen die Vorwürfe im wesentlichen zurück. Der jüngere Beamte räumte den Besitz von Haschisch für den Eigenbedarf ein.
Die Zivilstreife soll im November 1995 am Mariannenplatz in Kreuzberg einen Mann mit Heroin gestellt haben, ohne ihn festzunehmen. Dessen Begleiter sollen sie laut Anklage mit den beschlagnahmten zwanzig Gramm Heroin belohnt haben, damit er ein Drogengeschäft mit einem Dealer anbahne. Nach dem am selben Tag arrangierten Treffen mit dem Lieferanten soll der Informant erneut ein Heroingemisch als Lohn bekommen haben. Ein Begleiter des verhafteten Dealers soll ebenfalls inhaftiert worden sein, obwohl er laut Anklage keine Drogen bei sich hatte.
Nach Darstellung der Angeklagten sei bei der ersten Personenüberprüfung kein Rauschgift gefunden worden. Der spätere Informant habe sich selbst angeboten, einen größeren Dealer auszuliefern, weil dieser sich an seine Freundin herangemacht habe, erklärten sie gestern. Die Polizisten gingen ihrer Version nach auf den Vorschlag ein, ohne aber eine konkrete Bestellung von Heroin verlangt zu haben, sagten sie vor Gericht. Sie hätten aber bei der Wohnungsdurchsuchung des Dealer über ein Kilogramm Heroingemisch sichergestellt. Eine Belohnung mit Rauschgift für den Informanten habe es nicht gegeben, erklärten die Beschuldigten.
Entgegen der Anklage erklärten die Polizisten, sie hätten auch beim zweiten verhafteten Mann Drogen gefunden. Der Vorwurf lautet hier auf Freiheitsberaubung und falsche Verdächtigung. Die Beamten räumten ein, ihre Aktion ohne Absprache mit Vorgesetzten durchgeführt zu haben. Der ältere von ihnen gab zu, daß der Informant im Polizeibericht fälschlich als „unbekannte Person“ geführt worden sei. Das sei zum Schutz des Mannes geschehen.Der Prozeß wird morgen fortgesetzt. dpa
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