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Museumsinsel geht langsam baden

■ Entscheidung über Konzeption für das Neue Museum wurde erneut verschoben. Denkmalpflege stellt sich quer: Differenzen zwischen Entwürfen und Denkmalschutz. Architekten müssen überarbeiten

Die Denkmalschützer blockieren den Wiederaufbau der Museumsinsel. Wegen Differenzen mit dem Landeskonservator über die Rekonstruktion des Neuen Museums wird die Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf ihrer Sitzung am kommenden Freitag keine Entscheidung über die bauliche Konzeption des Museums treffen. Statt des erhofften Wettbewerbsergebnisses sollen nun die fünf für die Planung ausgewählten Architekturbüros erneut ihre Entwürfe überarbeiten. Werner Knopp, Präsident der Stiftung, will dem Stiftungsrat empfehlen, das Verfahren nach der Sommerpause erneut auf die Tagesordnung zu setzen.

Es werde am Freitag keinen Beschluß über eine Auftragsvergabe geben, sagte der Sprecher der Stiftung, Wolfgang Kahlcke. Die Differenzen zwischen den vorgestellten Entwürfen und den Ansprüchen der Denkmalpflege seien zu groß. Ein Kompromiß sei nicht möglich. Die Architekten müßten nachsitzen. Kahlcke: „Wir wollen nicht im Krieg, sondern im Frieden mit der Denkmalbehörde leben.“

Welche spezifischen Veränderungen bei der Planung der Landeskonservator angemahnt hatte, wollte der Sprecher nicht sagen. Nach seiner Ansicht gebe es aber unter den Entwürfen Lösungen, „die den funktionalen Bedürfnissen der Museen entsprechen“.

Hintergrund des Streits zwischen der Denkmalbehörde und den Museumsmachern ist, daß der Chef der Staatlichen Museen zu Berlin, Wolf-Dieter Dube, ganz unverholen den spektakulären Entwurf des amerikanischen Dekonstruktivisten Frank Gehry aufs Schild gehoben hat. Nach einem Architektenwettbewerb für die Rekonstruktion der Museumsinsel 1994, den der Italiener Giorgio Grassi gewann, kippte Dube den ersten Preisträger. Zwar wurden die fünf nachrangigen Preisträger, darunter Axels Schultes, für das laufende Gutachterverfahren aufgefordert. Dubes Kandidat aber blieb bis dato Frank Gehry und dessen wilde, supermoderne Gebäudecollage, die den Denkmalschützern den Angstschweiß auf die Stirn treibt.

Joachim Günther, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, sagte, die „Rechte des Denkmalschutzes“ müßten in dem Verfahren Berücksichtigung finden. Günther erinnerte an den Senatsbeschluß, der den „Erhalt der Gestalt des Neuen Museums“ fordert. Der Sprecher verwies außerdem auf eine Resolution des Verbandes der Denkmalpfleger. Diese hatten sich im Mai „gegen beliebige Eingriffe und effekthaschende Zubauten“ sowie für die „Wiederherstellung der ursprünglichen Baugestalt“ ausgesprochen. Rolf Lautenschläger

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