: Keine Hörer? Dann Fritz
■ Media-Analyse 1997: 104.6 RTL vorn, Hundert,6 verliert weiter an Hörern
So schnell kann man sich an das Verlieren gewöhnen. „Die Ergebnisse der Media-Analyse 97 zeigen, daß bei Hundert,6 eine Stabilisierung des Programms eingetreten ist“, ließ sich die Pressestelle von Geschäftsführer und Programmdirektor Georg Gafron gestern vernehmen – ganz so, als hätte man gar nicht recht begriffen, was da im Kaffeesatz der Daten zu lesen war. Von Stabilisierung keine Spur, im Gegenteil: Der Froschfunk landete mit einem Marktanteil (Montag bis Freitag) von 9,5 Prozent (96: 12,1) nicht nur abgeschlagen hinter dem Spitzenreiter 104,6 RTL, der 15,5 Prozent (96: 15,6) bzw. durchschnittlich 100.000 Hörer pro Stunde verbuchte, sondern sogar hinter r.s.2 (12,5 Prozent) und dem Berliner Rundfunk (11,3 Prozent).
Auch die Programme des SFB konnten im letzten Jahr zulegen. So steigerte Berlin 88.8 seinen Marktanteil von 8,7 auf 10,7 Prozent, und SFB 3 immerhin von 1,7 auf 2,4 Prozent. SFB-Intendant Günther von Lojewski zeigte sich darob zufrieden: Die Zahlen würden zeigen, daß „Qualitätsradio“ gefragt bleibt: „Das Berliner Publikum möchte auf journalistische Programme nicht verzichten.“ Bei den öffentlich-rechtlichen haben vor allem die Programme des ORB in Berlin verloren: Das Jugendradio Fritz kam auf einen Anteil von 3,6 Prozent (96: 6,4), Antenne Brandenburg auf 2,9 Prozent (Vorjahr 2,4) und die Kulturwelle Radio Brandenburg dümpelt nach wie vor bei 1,2 Prozent.
Für Hundert,6-Chef Georg Gafron hingegen bedeutet die neuerliche Niederlage, daß sich weder die millionenschwere Werbekampagne, noch die Umstellung des einstmals volkstümelnden Programms auf „Top Oldies und Top News“ ausgezahlt haben. Die Hörer schunkeln anscheinend lieber beim Original RTL. „Die Musik- und Entertainmentkompetenz liegt nun mal nicht bei Hundert,6“, hat Georg Gafron erkannt, weswegen wohl auch letzte Woche die erst im Januar gestartete Frühsendung XXL mit Torsten Rüther abgesetzt wurde – ein halbgarer Versuch, die RTL-Erfolgsnummer „Arno und die Morgencrew“ zu kopieren.
Zur Funkaustellung im Herbst will Gafron das Programm erneut umstellen und sich von der „reinen Musik- und Ulkwelle“ verabschieden: „Wir wollen nicht untergehen im Rausch der Dampfplauderer.“ Das wird auch Thomas Kirch gern hören, der den Sender letzten Monat übernahm. O. G.
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