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Unangefochten thront der Adler

Hickhack um Kriegerdenkmal in Groß Borstel. SPD/CDU verweigern Geld  ■ Von Sabine Schrader

„Das ist eine Provinzposse“, schimpft Volker Strantz von der GAL-Nord. Der Streit um das Kriegerdenkmal am Licentiatenberg in Groß Borstel geht in eine neue Runde. Eigentlich hatten die Fraktionen der SPD und der GAL in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord im April 10.000 Mark für das Gegendenkmal bewilligt, Ende letzter Woche jedoch stimmten SPD und CDU gegen die von der GAL beantragte Freigabe der Gelder. Grund: Die Restfinanzierung für das mit 40.000 Mark veranschlagte Projekt sei nicht geklärt.

Stimmt doch gar nicht, kontert die GAL-Fraktion: Es gebe eine schriftliche Zusage bis zu 10.000 Mark von Senatsdirektor Volker Plagemann von der Kulturbehörde. Doch die SPD bewertet diesen Brief Plagemanns anders als die GAL, nämlich als „zu vage“: Plogmann knüpfe die Geldzusage an die Bedingung, daß es eine „starke Initiative für dieses Gegendenkmal und eine positive Einschätzung in der Bezirksverwaltung“gibt.

Die verlangte positive Einschätzung gibt es, zumindest sagt die SPD-Bezirksabgeordnete Barbara Nitruch gegenüber der taz, daß ihre Fraktion das Projekt nach wie vor für „absolut unterstützungswürdig“halte. Doch man brauche nun mal „eine bindende Zusage“der Kulturbehörde, die „haushaltsrechtlichen Aspekten“standhalte.

Die wahren Gründe hinter diesem „Eiertanz“sieht der Künstler des Gegendenkmals, Gerd Stange, jedoch nicht in haushaltstechnischen Zwängen: „Die SPD hat kalte Füße bekommen.“Er wisse von SPDlern, die mit Austritt gedroht hätten. „Die SPD will lieber Wahlkampf mit Bücherhallen machen.“

Volker Strantz (GAL) schließt sich dieser Meinung über die wahren Gründe der Mittelverweigerung an: „Die SPD kuscht vor dem rechten Mob.“Tatsächlich wird das Gegendenkmal im Stadtteil heftig diskutiert. Und nicht nur das: Eine Gegenbewegung hat sich formiert und 200 Unterschriften gesammelt.

Kuschen vor dem Mob? Den Vorwurf läßt die SPD nicht auf sich sitzen. Barbara Nitruch: „Die GAL lebt ja nicht in Groß Borstel.“Sie wirft der GAL und dem „Bündnis gegen Rechts“, das sich für das Gegendenkmal stark macht, mangelnde Diskussionsbereitschaft mit den Menschen vor Ort vor.

Mangelnde Diskussionsbereitschaft? Und was ist mit den Veranstaltungen zum Thema Militarismus, die das „Bündnis gegen Rechts“organisiert? Für die GAL ist die Auseinandersetzung im Stadtteil ohnehin ein Beleg für den Sinn des Denkmals. Wolfgang Guhlke (GAL) möchte „eine ähnliche Diskussion wie um die Wehrmachtsausstellung“entfachen.

Das Kriegerdenkmal von 1922 selbst soll nach dem Entwurf des Künstlers Gerd Stange unverändert bleiben. Stange will das Denkmal jedoch ergänzen: um einen 20 Meter langen Graben, der auf das Kriegerdenkmal zuläuft. Am unteren Eingang müssen sich die BesucherInnen bücken, er ist nur 1,40 Meter hoch. Erst am vergitterten Ende kann man sich aufrichten: Der Blick wird auf den Denkmalklotz gezwungen, auf dessen Spitze ein eiserner Adler thront.

„Niemand hat grössere Liebe denn die dass er sein Leben lässet für seine Freunde“– dieses Zitat auf dem Denkmal von 1922 wird trotz des Finanzierungs-Hickhacks wohl nicht mehr lange unwidersprochen bleiben: Die GAL startet jetzt eine Spendenkampagne. Und zwei Firmen haben bereits zugesagt, sich kostengünstig an dem Bauvorhaben zu beteiligen.

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