: Herzlichen Glückwunsch, Mr. Rushdie!
■ Heute wird der Autor der „Satanischen Verse“ 50. Chomeini verurteilte ihn 1989 zum Tode, doch Rushdie ließ sich nicht einschüchtern. Geburtstagsgrüße in der taz von M. Walser, H. Ch. Buch, G. Wallraff und J. Haslinger
Berlin (taz) – Einen Geburtstag zu vermelden ist selten mehr als dürre Chronistenpflicht. Bei Salman Rushdie, der heute 50 Jahre alt wird, ist das anders. Seit acht Jahren, seit die iranischen Ajatollahs ihn mit der Fatwa, dem Todesurteil gegen Gotteslästerer, belegten, lebt er, vor seinen Häschern versteckt, an einem geheimen Ort in England. Ein Ende dieser Verbannung ist nicht abzusehen.
Die Welt hat auf die Fatwa reagiert, indem sie Rushdie größte Aufmerksamkeit schenkte. Sein Rückzug aus der Öffentlichkeit geht einher mit seiner Karriere als Medienfigur. Dabei geht es nicht nur um sein Überleben. Rushdie ist zu einem Symbol für Meinungsfreiheit und den Universalismus der Menschenrechte geworden. Auch das gehört zu seinem Schicksal: daß mit seiner Person anderes verhandelt wird und er für diese Ziele einstehen muß.
Die deutsche Politik mit ihrer Strategie des „kritischen Dialogs“ hielt sich dagegen immer zurück und verweigerte Rushdie konkrete Solidarität. Ein Treffen zwischen Rushdie und Kohl, das der Schriftsteller Günter Wallraff 1996 zustande bringen wollte, wurde vom Bundeskanzleramt mit der Begründung abgelehnt, es sei derzeit „aus politischen Gründen nicht möglich“, sagt Wallraff. Daß Solidarität aber zumindest dann nicht gänzlich wirkungslos ist, wenn sie mit Boykottdrohungen einhergeht, zeigte zuletzt die Auseinandersetzung um die Lufthansa. Aus Sicherheitsgründen weigerte sich die Fluggesellschaft, Rushdie zu befördern. Mittlerweile – nach einer massiven Boykottwelle – kommt sie ihren Beförderungsverpflichtungen wieder nach.
Rushdies Überleben ist auch sein Überleben als Autor. Er hat es geschafft, trotz und gegen die Fatwa weiterzuschreiben. Derzeit arbeitet er an einem neuen Roman, der „The Ground beneath her feet“ heißen wird. Die deutsche Ausgabe ist für 1999 angekündigt. Jörg Magenau
Tagesthema Seite 3
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