■ Ökolumne
: Umwelt täglich, nicht nur einen Tag Von John Prescott

Umweltschutz ist nicht die Sache eines Tages, einer Entscheidung. Umweltschutz muß im Mittelpunkt aller Entscheidungen meiner Regierung stehen, jeden Tag. Und die Sorge um die Umwelt sollte alle Bürger, alle Unternehmen und alle staatlichen Stellen umtreiben. Das Ziel ist eine bessere Lebensqualität für alle.

Nachhaltige Entwicklung ist ein abstrakter Begriff dafür. Aber die Konflikte um die Nachhaltigkeit sind sehr real. Der erste Gesetzentwurf, an dem ich als Abgeordneter beteiligt war, sollte die Öleinleitung von Schiffen ins Meer vermindern. Kurz darauf bin ich durch die Themse geschwommen, um gegen die Verklappung von Atommüll im Meer zu protestieren.

Als Abgeordneter aus der englischen Hafenstadt Hull mußte ich erkennen, wie wichtig es ist, die Nordsee nicht zu überfischen. Wer überfischt, treibt die Fischer in den Bankrott. Entscheidungen von heute bestimmen das wirtschaftliche Wohlergehen von morgen. Auch mein Interesse an der Verkehrspolitik reicht solang zurück. Das Auto bringt zwar viele Vorteile, kann aber nie alle Mobilitätsbedürfnisse befriedigen. Und der Boom des Straßenverkehrs verschmutzt nicht nur unsere Umwelt, er hat die Straßen auch gefährlich für unsere Kinder gemacht.

Fischerei, Verkehr, Energie, hier geht es um die Nachhaltigkeit der Industriegesellschaft, ihre Zukunftsfähigkeit. Umweltziele, wirtschaftliche Ziele und soziale Ziele gehen schließlich in eins. Unsere Regierung hat mich zum Minister für Umwelt, Verkehr und Regionalentwicklung ernannt – und zum Stellvertreter des Premierministers. Das versetzt mich in die Lage, Umweltschutz tatsächlich als Querschnittaufgabe anzugehen, die erklärte Absicht unserer Regierung. Dafür werden wir im Kabinett einen Umweltrat schaffen, dem die dafür wichtigen Minister angehören.

Wir wollen den Umweltschutz auch international oben auf die Tagesordnung setzen. Fünf Jahre nach dem Gipfel von Rio soll die UN-Sondergeneralversammlung kommende Woche in New York dem globalen Umweltschutz neuen Schwung verleihen. Es reicht nicht, wenn die Großen der Welt nur reden. Es muß gehandelt werden, um wirkliche und dauerhafte Fortschritte zu erreichen. In unserem Wahlprogramm haben wir versprochen, den Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid in Großbritannien bis zum Jahr 2010 um 20 Prozent zu vermindern. Doch das Erreichen dieses anspruchsvollen Zieles würde wenig für den Klimaschutz bringen, wenn andere nicht mitziehen. Deshalb werden wir die Regierungen anderer Staaten drängen, ähnliche Verpflichtungen einzugehen. Einige versuchen noch, sich zu drücken. Es ist aber nicht unsere Absicht, sie damit durchkommen zu lassen. Wir werden in New York mit der stärksten Mannschaft antreten. Premierminister Tony Blair wird unser Programm vorstellen, ich werde mit meinem Kollegen dasein, Außenminister Robin Cook, und die Minister Short und Meacher werden kommen.

Nicht nur der Klimaschutz steht für uns in New York auf der Tagesordnung. Bei der Sondergeneralversammlung muß auch mehr getan werden zur Erhaltung der Wälder, zur Bereitstellung sauberen Trinkwassers, zum Schutz der Meere und zur Verbesserung der Energieeffizienz. Für den Schutz der Wälder braucht es eine entsprechende Konvention, darin sind wir uns mit den europäischen Partnern einig. Die Förderung erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz müssen von der internationalen Gemeinschaft endlich angepackt werden. Und sauberes Trinkwasser sowie bessere sanitäre Verhältnisse in Entwicklungsländern stehen oben auf unserer Forderungsliste.

Schließlich müssen ab Montag in New York eine bessere Koordinierung des Meeresschutzes und der Einstieg in die nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände erreicht werden. Das geht mich auch ganz persönlich an. Ich bin damals für ein politisches Ziel durch die Themse geschwommen, ich bin aber auch ein begeisterter Taucher. Taucher lieben das Meer. Und sie sehen bei ihrem Hobby täglich, wie wichtig saubere und gesunde Meere sind. Rechnen Sie damit.

John Prescott sprach auf der UN-Umwelt- und Entwicklungskonferenz – UK Anfang Juni in London, Übersetzung H.-J. Tenhagen