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Bund parkt T-Aktien zwischen

■ Auf die erste Hauptversammlung der Telekom strömten die Massen. Der Konzern hat sich mit dem Bund und der Viag geeinigt

Frankfurt/Main (taz/rtr) – Superlative auf der ersten Hauptversammlung der Deutschen Telekom: 15.000 AktionärInnen strömten gestern in die Frankfurter Messehalle, um dort 50.000 Frankfurter Würstchen, 50.000 Frikadellen und mehr als eine Tonne Kartoffelsalat zu vertilgen. Das kostete die Telekom immerhin 10 Millionen Mark. Dafür war es die größte und bestbesuchte Hauptversammlung der deutschen Aktionärsgeschichte.

Es war ja auch ein „denkwürdiger Tag“, wie eine ältere Aktionärin sagte. Sie hatte wie die meisten anderen BesitzerInnen von T-Aktien noch nie eine derartige Versammlung besucht. Aber immerhin ging es gestern um die Zukunft des Aktienkurses. Der ist durch den geplanten Verkauf des bundeseigenen Aktienpakets von 25 Prozent an der Telekom, das Finanzminister Theo Waigel dringend veräußern will.

Beim Börsengang im vergangenen November hatten Telekom, Bundespostministerium und die Bundesregierung als ehemals einzige Besitzerin der Deutschen Telekom AG diese Option eigentlich ausgeschlossen. Laut rechtsverbindlichem Börsenprospekt darf Waigel erst ab dem Jahr 2000 die T-Aktien für zur Zeit rund dreißig Milliarden Mark an die Börse bringen.

Nach „intensiven Beratungen“ sei nun ein von beiden Seiten akzeptiertes Konzept erarbeitet worden, versuchte Telekom-Vorstand Ron Sommer die AktionärInnen zu beruhigen. So werde der Bund vor dem Jahr 2000 keine T-Aktien an der Börse verkaufen, sagte Sommer. Die Regierung werde aber ein 25-Prozent-Paket bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) parken.

Damit fließen ebenfalls Milliardensummen in die Bundeshaushalte 1997 und 1998. Allerdings dürfe die KfW das so erworbene Aktienpaket nur in Absprache mit der Telekom an eventuelle und von der Telekom zu benennende „strategische Investoren“ weiterverkaufen, sagte Sommer. Also an „jetzige und zukünftige Partner im internationalen Telekommunikationsgeschäft“. Insofern sei die Einigung im Interesse der AktionärInnen. Sie gebe der Telekom Spielraum zum Ausbau des internationalen Geschäfts. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation der Telekom und der Viag, die Sommer gestern bekanntgab. Ab 1. Januar 1998 wollen die beiden Unternehmen ihre Netze technisch zusammenschalten.

Der Aktiendeal zwischen Telekom und Finanzministerium ist ein Betrug an den AktionärInnen, die sich beim Aktienkauf auf die Prospektaussage verlassen hatten. Sie und ihre SprecherInnen der Schutzgemeinschaften, denen die Volksaktie der Telekom einen Mitgliederboom bescherte, waren dennoch von den Worten des Vorsitzenden zufriedengestellt. Und auch die MitarbeiterInnen der Telekom, von denen 150.000 durch Aktienkauf zu MiteigentümerInnen geworden sind, legten sich nicht länger quer. Denn die Gewährleistungspflicht des Bundes hinsichtlich der Unterstützungskassen werde vom Verkauf des Aktienpaketes nicht tangiert, versicherte Sommer. Die Bundesregierung gehe im Gegenteil davon aus, daß die Finanzierung der Unterstützungskassen auch durch weitere Privatisierungserlöse sichergestellt werden könne.

Die Dividende wird, wie im November versprochen, 60 Pfennig pro Aktie im Nennwert von fünf Mark betragen. Die im Sack – und Bulette mit Salat für lau. Ein „Beitrag zur Aktienkultur in Deutschland“, so Sommer. Den Umsatz des Konzerns sieht Sommer in Deutschland 1997 deutlich schneller wachsen als im Vorjahr. 1996 war er mehrwertsteuerbereinigt um sechs Prozent auf 63,1 Milliarden Mark gestiegen. Die Telekom sei für den Wettbewerb ab 1.Januar 1998 gut gerüstet. Sie rechne damit, sich schon bald mit ihren neuen Konkurrenten auf faire Bedingungen für eine Zusammenschaltung der Netze einigen zu können. kpk

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