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: Reparaturbedürftig

„Holger's Tankstelle“, Do., 22.15 Uhr, ZDF

„Jeder braucht sie, jeder kennt sie, die deutsche Tankstelle. Mittlerweile ist sie zu einem beliebten Treffpunkt für Nachtschwärmer geworden. Noch ein Bier, ein paar Zigaretten, oder einfach nur zum Klönen. Die Nachttankstelle boomt“, flötete Fernsehansagerin Heike Maurer.

Kann sein. Was das mit „Holger's Tankstelle“ zu tun haben sollte, war nicht ersichtlich. „Holger's Tankstelle“ nämlich kennt niemand, braucht niemand, und zu einem beliebten Treffpunkt für Nachtschwärmer wird der „heitere Showtalk mit Holger Weinert und Gästen“ wohl nie. Statt dessen zeigte das ZDF, daß die Mainzer Programmverantwortlichen die Harald Schmidt Show nur vom Hörensagen kennen und offensichtlich glauben, daß man sich im Sommerprogramm alles erlauben kann, weil eventuelle Zuschauer ohnehin im Urlaub sind.

Vor einer Tankstellenkulisse mit Imbißbude und Reparaturwerkstatt (wo bitte schön gibt es das heute noch?) darf Showtalkmaster Weinert konzept- und talentlos seine Nervosität ausleben – vermutlich, weil er dereinst beim hochnotpeinlichen Jahresrückblick „Menschen '96“ im Moderations-/Dummschwätzer-Duett mit dem hochnotpeinlichen „heute“-Journalisten von Lojewski zwangsläufig die bessere Figur gemacht hatte.

„Tanke! Tanke! Tanke schön!“ rief er zu Beginn dem johlenden Publikum zu, anstatt „Sind wir schon auf Sendung?“ zu fragen. „Findest du das eine gute Idee, mich hier so bloßzustellen?“ fragte dafür Hannelore Elsner – „Ich soll dir Glück bringen heute abend, und das werd' ich“ – wenig später, kurz bevor sie Weinerts dummes Dazwischenreden stoppte, indem sie ihm mehr oder weniger grundlos – „Weißt du, wie Frauen küssen, ohne sich den Lippenstift zu verschmieren?“ – entnervt die Zunge in den Mund steckte.

Und als am Ende die Ballermänner Harry „Slim fast“ Wijnvoord und Klaus „Speckbulette“ Baumgart zuerst das tun mußten, was sie aus Kaffeefahrterfahrung am besten können (nämlich marktschreien), und gleich danach das tun wollten, was sie am schlechtesten können (nämlich singen), war die Sendung unübersehbar auf jenem Niveau angelangt, auf dem sie sich ohnehin schon die vorangegangenen 45 Minuten bewegte: „Olé, wir machen durch heut' nacht. Olé, bis daß die Schwarte kracht...“ Christoph Schultheis