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Gemeinsam mehr Häusle baue

■ Studie: Wohnungsbau-Genossenschafter meist zufrieden. Aber Probleme im Osten, mit Kindern und Mitbestimmung

„Für genossenschaftliches Bauen und Wohnen wird nicht mehr allzu offensiv geworben.“ Das soll sich ändern. Denn jeder zweite Mieter einer Genossenschaftswohnung ist mit der Wohnsituation zufrieden, mehr als 19 Prozent sogar sehr. Deshalb beauftragte der Bundesbauminister ein Hamburger Institut, Basisdaten und Meinungen als Argumentationshilfen zu sammeln.

Das Ergebnis ist eine Studie, die auch untermauert, was zuvor schon viele ahnten: Das Spektrum der Wohnungsgenossenschaften reicht von der Selbsthilfegemeinschaft bis hin zum modernen Wirtschaftsunternehmen. Während ihre Mitglieder allerdings im Westen weitgehend sorglos wirtschaften könnten, gingen in den neuen Bundesländern die Arbeiten zur Instandhaltung und Modernisierung der Wohnungsbestände „oftmals bis an die Grenze des finanziell Machbaren“, so der Report.

Wer eine Genossenschaftswohnung bezieht, besiedelt sie offenbar regelrecht: Die durchschnittliche Wohndauer beträgt 18,8 Jahre, und ein Viertel der befragten Genossen wohnt sogar schon mehr als 30 Jahre in denselben Räumen. Das fördert auch die Bereitschaft zu investieren. Mehr als 81 Prozent der Befragten haben auf eigene Kosten vorrangig hochwertige Bäder und Küchen eingebaut.

Die Wohnraumversorgung selbst, so die Studie, sei „insgesamt gut, teilweise sehr gut“. In den neuen Bundesländern verfügen mehr als 40 Prozent der Ein-Personen-Haushalte über mindestens drei Räume, in den alten Ländern beträgt dieser Anteil noch 30 Prozent. Gleichzeitig werden von 40 Prozent der Mitglieder die Miete als günstig oder sogar sehr günstig eingestuft. Als „hoch“ empfinden ihre Miete in den alten Bundesländern kaum 6 Prozent, in den neuen sind es rund 11 Prozent.

Allerdings scheint genossenschaftliches Wohnen hauptsächlich eine Sache für Singles zu sein, allenfalls noch für Zwei-Personen- Haushalte. Denn nur 12 Prozent der Wohnungen bieten mehr als drei Zimmer, was der Familienplanung enge Grenzen setzt. So ist es wenig verwunderlich, daß Familien mit Kindern über ihre Wohnsituation eher unzufrieden sind. Neben der Wohnungsgröße kritisieren sie auch häufiger als andere Genossen Probleme mit der kinderlosen Nachbarschaft – und ziehen folgerichtig auch schneller um als andere: Obwohl die Familien nur 19,4 Prozent der Haushalte stellen, entfallen auf sie 43,7 Prozent aller Wohnungswechsel.

Insgesamt jeder zweite Befragte ist mit seiner Wohnsituation zumindest zufrieden, über 19 Prozent sogar sehr. Skeptisch jedoch sehen die Mitglieder ihre Möglichkeiten, die Geschäfte des Unternehmens mitzubestimmen. „Gerade in dieser demokratischen Komponente aber liegt eine elementare Wurzel des genossenschaftlichen Wohnens, auf das sich die Genossenschaften wieder mehr besinnen sollten, wollen sie sich von anderen Wohnraumanbietern noch deutlicher abheben“, raten die Analysten. Bedenklich stimme die Tatsache, daß kaum mehr als die Hälfte der Mitglieder von ihren Mitbestimmungsrechten überzeugt sei.

Überhaupt scheint es um das Vertrauen, die genossenschaftlichen Begriffe Selbsthilfe und Selbstverwaltung mit Leben füllen zu können, nicht gut bestellt. Zwar bekundeten knapp 80 Prozent Interesse daran und betonten die Wichtigkeit, gleichwohl verbinden mehr als die Hälfte der Bewohner mit ihrer Genossenschaft nicht das Attribut „modern“ oder gar die Bereitschaft, neue Wege zu gehen – was einige gern ändern würden, wenn man sie ließe.

Doch ob konservativ oder progressiv – die wirtschaftliche Basis jedenfalls ist überwiegend gut: 87 Prozent der untersuchten Genossenschaften schreiben schwarze Zahlen in ihre Bilanzen. Andreas Lohse

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