piwik no script img

Der Nebel beim digitalen Fernsehen lichtet sich

■ Weitere Einigungen bei Bertelsmann, Kirch und Telekom. Bötsch obenauf

München/Hamburg (rtr) – Die Deutsche Telekom muß nach Aussage von Postminister Wolfgang Bötsch allen Interessenten einen gleichberechtigten Zugang zu ihrem Kabelnetz ermöglichen. Bötsch sagte in Focus, die Telekom müsse jedes Programm durchleiten, egal welchen Decoder ein Anbieter verwende. Ohne Decoder ist ein Empfang der vielen kommenden Programme nicht möglich.

Nach Informationen des Spiegel soll die Software für den Decoder des Münchener Medienunternehmens Leo Kirch über die Firma Beta Research weiterentwickelt werden. An der noch 100prozentigen Kirch-Gesellschaft Beta Research würden künftig neben Kirch auch Bertelsmann und die Telekom je ein Drittel der Anteile halten. Damit solle der künftige TV- Standard in Deutschland gesetzt werden.

Die drei Partner hätten sich auch verständigt, daß die Telekom beim Kabelnetz die Oberhoheit behalte. Die Gebühr für einen digitalen Fernsehkanal soll anfangs bei jährlich neun Millionen Mark liegen. Später soll der Preis auf 19 Millionen steigen.

Im Kabelnetz sind 13 digitale Kanäle zu verteilen. Jeder Kanal kann nach derzeitigem Stand bis zu acht Programme transportieren. Laut der Einigung teilt die Telekom sieben Kanäle dem Duo Kirch-Bertelsmann zu. ARD und ZDF erhalten je vier, RTL, Sat.1 und ProSieben je zwei Kanäle.

Laut der Kooperationsvereinbarung der beiden Fernsehriesen wollen die beiden das Deutsche Sportfernsehen künftig gemeinsam managen. Bisher hatte die Kirch-Gruppe dort einen Anteil von zwei Dritteln. Die Sportrechte der beiden Firmen sollen koordiniert werden. Schließlich kann Kirch noch einige Milliardenkredite teilweise auf die solventen Bertelsmänner abwälzen: Die von Banken finanzierten, teuren Rechte an Hollywood-Filmen gehen auf den gemeinsamen Sender Premiere über, die Anlaufverluste im Digital-TV werden geteilt.

Im Streit um die Aufsicht bei der Telekommunikation konnte sich Minister Bötsch laut Spiegel durchsetzen. Bötsch werde am Mittwoch dem Kabinett seinen Ministerialdirektor Klaus-Dieter Scheurle als Präsident der neuen Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation vorschlagen. Die SPD-regierten Bundesländer waren gegen Scheurle. Im Gegenzug werde Bötsch nun vorschlagen, daß Arne Börnsen (SPD) Vize- Präsident der mächtigen Behörde wird. Für die FDP solle der Diplomat Volker Schlegel in das Gremium einziehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen