: Stochern im Dreck des FC Union
■ Der Präsident des Fußballclubs entziehe sich der Befragung durchs Parlament, beklagen die Bündnisgrünen. Deshalb stockt die Aufklärung des Finanzskandals
Die Arbeit des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses des Abgeordnetenhauses in Sachen 1. FC Union Berlin ist ins Stocken geraten. Das Gremium soll alle Umstände im Zusammenhang mit der Vergabe eines Erbbaurechts an dem landeseigenen Grundstück An der Wuhlheide 250–270 aufklären. In einer Zwischenbilanz von Bündnis 90/Die Grünen stellte Michaele Schreyer, Mitglied des Ausschusses, fest: „Das Erbbaurecht wurde im Mai 1995 an die Firma von Manfred Albrecht, Sponsor des Fußball-Regionalligisten 1. FC Union Berlin, vergeben. Der Dortmunder Bauunternehmer leistete aber weder die versprochene Nutzung des Geländes für sportliche und gewerbliche Einrichtungen, noch fand er offenbar Investoren. Inzwischen ist das Erbbaurecht mit zwölf Millionen Mark plus Kreditzinsen belastet.“
Das Geld aus der Bankhypothek wurde größtenteils dem zeitweise mit 14 Millionen Mark überschuldeten 1. FC Union überlassen. Der Senat wußte von dieser ungewöhnlichen Finanzierungspraxis. Ehe es dazu kam, gab es viele Winkelzüge bei dem Grundstücksgeschäft. Diese konnten bislang kaum aufgeklärt werden – obwohl der Ausschuß bereits den ehemaligen Senator für Finanzen und heutigen Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU), Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing und Finanzstaatssekretär Peter Kurth (CDU) befragte.
Mehr Klarheit erhofft Schreyer sich nun von der Aussage des Union-Präsidenten Horst Kahstein. „Dreimal war er schon eingeladen. Zweimal teilte sein Rechtsanwalt mit, er sei nicht vernehmungsfähig“, so Schreyer. Beim dritten Mal sei der Fußballpräsident zwar angereist, habe sich aber nach einer halben Stunde Wartezeit wieder verabschiedet.
Ein Fragekatalog für Kahstein liegt von Bündnis 90/Die Grünen jedoch schon bereit. So soll er beantworten, wann die Vereinbarung zwischen dem 1. FC Union und der Albrecht GmbH über die Zahlung von insgesamt 15 Millionen Mark für den Abschluß des Erbbaurechtsvertrages abgeschlossen wurde. Zudem will man wissen, ob Kahstein für die Vermittlung des Erbbaurechtsvertrages Zahlungen von der Firma Albrecht erhalten hat. dpa/taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen