: Zukunftsfernsehen im Kartell
■ Digital-TV-Konzept perfekt: Bertelsmann und Kirch haben sich mit dem Kabelmonopolisten Telekom zusammengetan
(rtr/AP/AFP/taz) – Der Pakt ist perfekt: Die beherrschenden Medienkonzerne Bertelsmann und Kirch haben ihre Abmachungen für ein Zusammengehen beim digitalen Zukunfts-TV nun auch mit dem Kabelmonopolisten Telekom festgezurrt. Wie bereits angekündigt, soll die Telekom die technische Plattform des neuen Fernsehens betreiben. Die Firma, die die lukrative Technik beherrscht, wollen sich die drei Partner freilich brüderlich teilen: Die bislang Kirch gehörende Beta Research soll künftig zu je einem Drittel Bertelsmanns TV-Tochter CLT-Ufa, der Kirch-Gruppe und der Telekom gehören. Diese Firma soll über die Rechte für den alles entscheidenden „Conditional Access“ verfügen, der Zugangstechnik für die digitale Welt, die als der Schlüssel für das Zukunftsfernsehen gilt. Die Telekom wird sie, Agenturmeldungen zufolge, nur verwenden.
Nach Ansicht von Beobachtern wird diese Abmachung die Kartellwächter auf den Plan rufen. Einer meldete sich bereits zu Wort: Bundeskartellamtspräsident Dieter Wolf sagte – ohne Kenntnis der neuen Entwicklung – am Dienstag abend, er warte schon etwa 14 Tage auf ein Konzept, das „auch prüfungsgeeignet ist“. Würde dieses Konzept die Bündelung aller Abonnenten-TV-Aktivitäten bei gemeinsamer Beteiligung der beiden Partner beinhalten, wäre das „sehr kritisch“.
Zwar hätten die Firmen verkündet, es fehlten nur noch wenige Details bei der Bündelung des Digitalsenders DF-1 und des Abo-Senders Premiere, ehe das Konzept den Wettbewerbshütern zuginge. Doch geschehen sei bislang nichts. Zudem sei noch unklar, „ob Brüssel oder wir zuständig sein werden“. Die Unternehmen müßten sich mehr einfallen lassen als die Zusammenfassung von Kunden, Filmvermögen und anderen Aktivitäten beim Abo-Fernsehen. Ähnliches sei schon einmal von Brüssel abgelehnt worden: Die EU-Wettbewerbsbehörde hatte 1994 ein Digital-Kartell von Bertelsmann, Kirch und Telekom untersagt.
Die Telekom bekräftigte unterdessen, bis Ende nächsten Jahres übergangsweise zwei zusätzliche Kanäle für „normale“ analoge TV- Programme im Kabelnetz bereitzustellen. Mit der Erweiterung in diesem Herbst – DF-1 und Premiere werden voraussichtlich sieben Kanäle belegen – steht dann die, ohnehin längst geplante, Preiserhöhung ins Haus: Der monatliche Preis für Einzelnutzer steigt um 15 Prozent auf 25,90 Mark.
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