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Stasi outet sich selbst

■ Ex-Spione streiten für höhere Renten

Berlin (dpa/taz) – Immer mehr ehemalige Stasimitarbeiter enttarnen sich nach Darstellung des Spiegel gegenüber den Rentenversicherungsträgern, um ihre früher bei einer verdeckten Tätigkeit im Westen erworbenen Rentenansprüche geltend zu machen. Hintergrund sei, daß ihnen aufgrund ihrer Stasitätigkeit als „systemnahe DDR-Bürger“ die früher üppigen Rentenbezüge im vereinten Deutschland gekürzt worden seien. Wer als Stasimitarbeiter im Westen spionierte, habe gute Aussichten auf ein höheres Altersruhegeld, da die Spitzeltätigkeit meist mit einer regulären Arbeit im Westen verbunden gewesen sei.

Dafür seien auch entsprechende Rentenbeiträge eingezahlt worden. Diese erworbenen Ansprüche seien verwaist, als die Spione in den Osten zurückkehrten. Nach dem Grundsatz „Sozialrecht ist kein Strafrecht“ werte die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) die von Stasizuträgern eingezahlten Beiträge bei der Rentenberechnung voll. Auch aus einem falschen Leben seien echte Rentenanwartschaften entstanden. Auch bei der französischen und belgischen Sozialkassen sollen sich mittlerweile die ersten Stasiagenten gemeldet haben, um ihre erworbenen Rentenansprüche geltend zu machen.

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