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Campingplatz-Terror und NPD-Aufmarsch

■ Überfälle auf Urlauber geklärt. In Zittau marschieren 250 Rechte auf

Berlin (taz) – Der Überfall auf vier Besucher eines Campingplatzes am Ostseestrand in Karlshagen auf der Insel Usedom ist aufgeklärt. Fünf junge Schläger hatten am vorvergangenen Wochenende zwei Familien aus Berlin mit Zaunlatten und Eisenstangen angegriffen und einen 29jährigen am Kopf verletzt. Zwei der Angreifer sind der Polizei bekannt. Thomas T. (18) und Robert W. (17) waren bereits im Juli 1996 an einem ähnlichen Überfall in Leisten (Landkreis Parchim) beteiligt. Mit Eisenringen, Stahlrohren und Baseballschlägern hatten sie damals mit etwa 50 Freunden auf einem Campingplatz eine Jugendgruppe aus Kleve am Rhein überfallen.

Bei dem neuerlichen Überfall in Karlshagen ließen die jungen Mäner erst von ihren Opfern ab, als der verletzte Mann einen Schuß aus seiner Gaspistole abgab. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft gegen die beiden einen Antrag auf Erlaß eines Haftbefehls beantragt, da es sich bei Thomas T. und Robert W. um Wiederholungstäter handelt. Das Gericht stimmte dem Antrag zwar zu, verschonte die beiden aber vom Vollzug der Untersuchungshaft.

Für Alexander Prechtl, Generalstaatsanwalt von Mecklenburg- Vorpommern, ist dies eine unverständliche Entscheidung. Er forderte, bei Wiederholungstätern dafür zu sorgen, daß „diese Leute aus dem Verkehr gezogen werden“.

Von mehreren Hundertschaften der Polizei geschützt, demonstrierten am Samstag in Zittau etwa 250 Rechtsradikale. Anlaß für den Aufmarsch, den die NPD organisiert hatte, war der fünfte Jahrestag des Todes eines Jugendlichen, der nach einer Messerstecherei verblutet war. Damals hatten drei junge Zittauer versucht, zwei Asylbewerber aus Ghana „aufzumischen“. Einem Ghanaer gelang es, seinen Angreifern das Messer zu entreißen, mit dem sie ihn bedrohten. Er verletzte einen Angreifer so schwer, daß dieser verblutete. Der NPD-Marsch verlief ohne Zwischenfälle. roga/dek

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