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Schnaubender Senator

■ Hajen weist Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Strahlenskandal im UKE zurück

Der Senator dementierte. „Die Vorwürfe sind völlig absurd“, schnaubte Leonhard Hajen (SPD). Seine Wissenschaftsbehörde habe 1993 keine befangenen Gutachter ausgesucht, um eine positive Beurteilung der Bestrahlungspraxis an der UKE-Frauenklinik zu bekommen. „Die Gutachter wurden uns von der Deutschen Radiologischen Gesellschaft empfohlen“, erklärte Hajen gestern dem Wissenschaftsausschuß der Bürgerschaft. Der hatte sich zu einer Sondersitzung in Sachen Strahlenskandal getroffen.

Die Fragen und Themen wuselten durcheinander. Wie viele blutkrebskranke Frauen wurden falsch bestrahlt? Wann änderte die Frauenklinik ihre Bestrahlungspraxis? Und wann werden alle Opfer entschädigt? Möglichst schnell, forderte der Ausschuß. Dafür soll der Senat sorgen. Das gelte auch für die etwa 20 Frauen, die als Privatpatientinnen vom ehemaligen Strahlenchef Hans-Joachim Frischbier falsch behandelt wurden. Der Senat müsse sich darum kümmern, daß Frischbiers Versicherung diese Frauen entschädigt. Bis zum 15. Oktober soll der Senat im Ausschuß über seine Bemühungen berichten.

Gegen Frischbier ermittelt seit Anfang Juli die Staatsanwaltschaft. Ein Expertengutachten bestätigte zudem vergangene Woche, daß Frauen mit Brustkrebs in der gynäkologischen Radiologie des UKE falsch bestrahlt wurden. Diese drei Gutachter will der Wissenschaftsausschuß erneut zu einer Anhörung einladen. „Der Strahlenskandal wird uns auch noch in der nächsten Legislaturperiode beschäftigen“, sagte Peter Zamory, gesundheitspolitischer Sprecher der GAL. Er beantragte erfolglos, Patientenanwalt Wilhelm Funke bei der Ausschußsitzung das Wort zu erteilen. Bei Funke haben sich inzwischen rund 50 Brustkrebspatientinnen gemeldet, die möglicherweise falsch behandelt wurden.

Der Oberarzt der UKE-Frauenklinik, Frischbiers Mitarbeiter Professor Jens Bahnsen, hat inzwischen ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt. Ihm war vorgeworfen worden, für die falsche Bestrahlung von Krebskranken in der Frauenklinik des UKE mitverantwortlich zu sein, gemeinsam mit seinem Vorgesetzten, Professor Hans-Joachim Frischbier. Es ist das erste Mal, daß im sogenannten Strahlenskandal ein Mediziner das Disziplinarverfahren selbst beantragt. Judith Weber

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