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Perlenkette mit Wohnschiffen

Floatels in Neumühlen bleiben auf unbestimmte Zeit zentrale Flüchtlings-Aufnahmestelle. Alternativ-Standorte nicht in Sicht  ■ Von Heike Haarhoff

Von wegen Verlagerung: Die Flüchtlingsschiffe in Neumühlen am Altonaer Elbufer bleiben weiterhin und auf unbestimmte Zeit die zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge in Hamburg. „Wir prüfen natürlich alternative Standorte zu Lande und zu Wasser“, sagte Sozialbehörden-Sprecherin Petra Bäurle gestern zur taz. Die zu finden, werde „sehr schwer“. Notfalls müsse die Flüchtlingserstaufnahme „eben am Hafen bleiben“.

Die Charter-Verträge für die vier Wohnschiffe mit insgesamt 2.300 Flüchtlingen in Neumühlen laufen Ende 1998 aus. Spätestens dann will Oberbaudirektor Egbert Kossak (SPD) die Unterkünfte verlagert haben: Denn für den Altonaer Hafenrand schwebt ihm eine städtebauliche „Perlenkette“mit schicken Büro- und Wohngebäuden vor, deren Auftakt 1998 das umstrittene Büll & Liedtke-Gebäude am Holzhafen bilden soll. Flüchtlingsschiffe in direkter Nachbarschaft stören da nur.

Deswegen wurden Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsbehörde per vertraulicher Senatsdrucksache zu Jahresbeginn beauftragt, bis zum Sommer nach „wasser- oder landseitigen“Alternativen zu suchen. Ein Ergebnis ist nicht in Sicht. „Wir prüfen“, lautet die offizielle Stellungnahme. Ein leitender Angestellter der Sozialbehörde dagegen bringt es auf den Punkt: „Finden Sie mal einen Standort, wo es nicht gleich zig Bürgerinitiativen gibt, die dagegen klagen.“

Nach dem Ausländerrecht muß jedes Bundesland eine zentrale Erstaufnahmestelle bereithalten, von der Flüchtlinge und Asylbewerber später auf dezentrale Unterkünfte „verteilt“werden. „Für Hamburg bedeutet das mindestens 1.200 Plätze auf einem Fleck“, so Bäurle. Zudem dürfe die Zentralstelle „nur dort sein, wo Sozial- und Rechtsberatung auf kurzem Wege, also auch ohne öffentliche Verkehrsmittel erreichbar sind“.

Freiwillig aber will kein Bezirk Flächen für die Zentralunterkunft hergeben. „Mitte hat schon genug Probleme“, bedauert Amtsleiter Rolf Miller (SPD) seit Monaten. „Die Wandse ist nicht ausgebaut für Wohnschiffe“, lehnte auch Wandsbeks Chef Klaus Meister (SPD) unlängst dankend ab.

Dem Landesbetrieb „Pflegen & Wohnen“als Träger der Flüchtlingsschiffe ist das nur recht. „Altona ist ideal. Wir haben Interesse, dort zu bleiben“, versichert Sprecherin Sonja Doering. Im Gegensatz zu den beiden Wohnschiffen in der Seehafenstraße in Harburg, die „nicht optimal“seien und deswegen „zum Jahresende“zugunsten dezentraler Wohnheime aufgelöst würden, seien die Schiffe in Neumühlen „geradezu super“.

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