: Absagen an Radunski
■ Vier Künstler haben den neuen Wettbewerb für das Holocaust-Mahnmal abgesagt. Keine Nachnominierung
Die Kulturverwaltung sowie die Findungskommission zur Auswahl der Teilnehmer für den zweiten Wettbewerb „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ wollen keine weiteren Künstler nachnominieren. Nach der Absage von vier Teams wird es deshalb wohl bei nur noch neunzehn Zusagen bleiben.
Offen ist, ob die Gewinnerin des ersten Holocaust-Mahnmal-Wettbewerbs, Christine Jackob-Marks, der Einladung nachkommt. Vier Künstler, darunter der Spanier Eduardo Chillida, Fritz König, Christoph Hackelsberger und Ulrich Rückriem, haben dem Auslober – dem Land Berlin, dem Bund und dem Förderkreis – einen Korb gegeben.
Zu den bis dato „schriftlichen eingegangenen Zusagen von 18 Teilnehmern“, sagte Axel Wallrabenstein, Sprecher von Kultursenator Radunski (CDU), würden keine neuen hinzukommen. Das „Feld“ sei international gut und ausreichend besetzt. Die Findungskommission sei im Gegenteil überrascht gewesen, „daß so viele Künstler überhaupt zugesagt haben“. Man habe mit weniger Zusagen – „möglicherweise so um die zehn“ – gerechnet.
Wie berichtet, hatte Kultursenator Radunski nach einer Reihe von Anhörungen eine Kommission beauftragt, insgesamt 24 Kandidaten zu benennen, die sich an dem umstrittenen Wettbewerb für das zentrale Holocaust-Denkmal beteiligen sollen. Das neue Mahnmal soll – genauso wie beim ersten Wettbewerb – südlich des Pariser Platzes, an der Behrenstraße, entstehen. Der frühere Siegerentwurf, eine gigantische Grabplatte, war im vergangenen Jahr nach Protesten gekippt worden.
Von den eingeladenen Künstlern, unter ihnen Dani Karavan, Gerhard Merz oder Rebecca Horn, wird in der neuen Ausschreibung das fast Unmögliche erwartet: daß sie ein Denkmal schaffen, welches nicht nur dem Standort, sondern auch der weiteren Umgebung gerecht wird. Ausdrücklich ist gefordert, daß sie einen Entwurf schaffen, der die Vernetzung zum nahen Brandenburger Tor, dem Regierungsviertel im Spreebogen samt Reichstag, dem Bundespräsidialamt und dem Kanzleramt herstellt.
Zu der noch nicht eingegangenen Zu- oder Absage von Jackob- Marks äußerte sich Wallrabenstein nicht. Kenner der Szene gehen davon aus, daß sich die Künstlerin mit ihrer Entscheidung darum schwertut, bedeutete doch eine Absage, daß sie als einstige Wettbewerbssiegerin aus dem Rennen wäre. Eine Zusage andererseits brächte Jackob-Marks in den Konflikt, der alten Idee abzuschwören und eine andere zu entwickeln.
Die Entscheidung über das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ wird im Herbst dieses Jahres fallen. Wallrabenstein sagte, daß die Wettbewerbsjury nicht aus den Teilnehmern der Findungskommission zusammengesetzt werde. Das Preisgericht solle mit anderen Mitgliedern besetzt werden. Namen wollte der Sprecher nicht nennen. Diese würden „nach der Sommerpause“ bekanntgegeben. Rolf Lautenschläger
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