■ Cash & Crash: Geld für „Bloßfüßige“
Die Kraftausdrücke des österreichischen Außenministers, Vizekanzlers und ÖVP- Chefs Wolfgang Schüssel, die er Mitte Juni am Rande des Amsterdamer EU-Gipfels von sich gegeben hatte, sorgen auch heute noch für Debatten im Parlament.
Schüssel hatte einen skandinavischen Minister als „den Schweden, den Trottel“ und den deutschen Bundesbankpräsidenten Tietmeyer als „richtige Sau“ bezeichnet. Und afrikanische Politikerkollegen titulierte er als „Bloßfüßige“. Durch seine wiederholten Dementis der von mehreren Zeitungen bestätigten Aussagen geriet Schüssel – seine Partei fiel in Umfragen sogar hinter Haiders FPÖ zurück – vollends ins Abseits. Die Forderungen nach seinem Rücktritt verstummen nicht.
Doch die peinliche Affäre hat auch eine erfreuliche Seite. Wie von einem Parlamentsinsider zu erfahren war, dürfte Schüssels Wortschatz wesentlich dazu beigetragen haben, daß Österreich einigen armen Entwicklungsländern rund 100 Millionen Mark mehr an bilateralen Entwicklungskreditschulden erläßt, als ursprünglich geplant war.
Statt der vorgesehenen Summe von 1 Milliarde Schilling, die aus Budgetgründen als Obergrenze gedacht war, fand sich im Finanzausschuß des Parlaments überraschend eine Mehrheit für den Antrag, die volle Summe von 1,7 Milliarden Schilling zu erlassen. Nur die FPÖ war erwartungsgemäß dagegen. Die ÖVP-Vertreter wollten anscheinend bei diesem Thema nicht gleich wieder als „Verhinderer“ in ein außenpolitisches Fettnäpfchen treten – und stimmten zu. Max Deml
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