: Israel droht mit Militäraktionen
■ 24 Stunden nach dem Terroranschlag in Jerusalem nimmt die Armee Hunderte Palästinenser fest. Premierminister Netanjahu fordert harte Maßnahmen. Palästinenser warnen vor israelischen Aktionen in den Autonomiegebieten
Jerusalem (taz) – Die israelische Armee hat gestern Hunderte von Palästinensern unter dem Verdacht festgenommen, Hamas-Anhänger zu sein. Die Verhaftungen erfolgten in Gebieten, die unter israelischer Kontrolle stehen. Israels Ministerpräsident Netanjahu forderte die palästinensische Autonomiebehörde im Rundfunk ebenfalls zu harten Maßnahmen gegen den „Terror und seine Infrastruktur“ auf. Er drohte damit, die Armee auch in den Autonomiegebieten einzusetzen, wenn die palästinensische Polizei nicht angemessen reagiere. Der palästinensische Planungsminister Nabil Schaath sagte, daß Israel den Palästinensern den Krieg erkläre, anstatt mit ihnen gemeinsam Krieg gegen den Terrorismus zu führen.
Nach Meldungen des israelischen Rundfunks soll die palästinensische Polizei noch in der Nacht zum Donnerstag Verhaftungen in den Autonomiegebieten durchgeführt haben. Dagegen erklärte der Kommandeur der palästinensischen Polizei, Jibril Radschoub, im Rundfunk, daß er gar nicht wisse, wen die Israelis gerne festgenommen hätten. Radschoub warnte auch vor einem Eindringen der Armee in die Autonomiegebiete. „Es ist klar, daß wir uns dann verteidigen werden“, sagte er.
Israels Sicherheitsminister Avigdor Kahalani sagte dagegen, die Attentäter kämen aus Dahariyeh bei Hebron. Sie seien vor 15 Monaten untergetaucht. Mehrere Angehörige der Familie in Dahariyeh wurden von israelischen Soldaten festgenommen. Kahalani behauptete auch, der Sprengstoff stamme aus einer Bombenwerkstatt bei Bethlehem.
Hamas hatte die Verantwortung für den Bombenanschlag übernommen, bei dem am Mittwoch mittag auf einem Markt in West-Jerusalem 15 Menschen, darunter die beiden Attentäter, getötet und 170 verletzt worden waren. Einige der Opfer wurden bereits gestern beigesetzt. In einem Flugblatt, das in Ramallah aushing, hieß es, das Attentat sei eine Vergeltung für die Verteilung eines Flugblatts in Hebron, auf dem der Prophet Mohammed als Schwein dargestellt wurde. Georg Baltissen
Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10
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