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Schickedanz-Konzern schrumpft sich gesund

■ Konsolidierung bei den Finanzdienstleistungen. Quelle Bank und Versicherung bleiben im Bestand. Unrentable Noris Verbraucherbank wurde abgestoßen

Nürnberg/Fürth (taz/dpa) – Einen Zuwachs von 60 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahr weist die Schickedanz-Unternehmensgruppe für das Geschäftsjahr 1996/97 aus. Das Flaggschiff Quelle büßte im Vergleich zum Vorjahr zwar 36 Millionen Mark ein. Insgesamt hat sich das Gruppenergebnis jedoch von 130 auf 190 Millionen Mark erhöht. Das geht auf das Konto der Finanzdienstleistungen und der Unternehmenskonsolidierung.

Anfang des Jahres verkaufte Schickedanz den Kartenprozessor QBoS, ein Joint-venture mit der Bank of Scotland. Mitte Juni 1997 wurde die Noris Verbraucherbank an die Bayerische Vereinsbank verscherbelt, Ende Juni das Inkassounternehmen Nürnberger Inkasso abgestoßen. Und demnächst wird das Ende der Quelle Bank Luxembourg erwartet.

Jens-Jürgen Böckel, im Herbst 1995 von der Düsseldorfer Werhahn-Gruppe in das fränkische Familienunternehmen gewechselt, hat damit, wie er sagt, „das Portfolio der Finanzdienstleister gestrafft und in der Renditequalität dahin gebracht, wo es hingehört.“ Lange Zeit hatte sich der Handelskonzern mit einem Sammelsurium verschiedener Unternehmen aus dem Finanzbereich geplagt.

Nach Auflösung der Zwischenholding und zahlreichen Personalwechseln in den Finanzunternehmen konzentriert sich die Holding auf die Unternehmen, die Finanzdienstleistungen im Direktvertrieb anbieten und den Markennamen Quelle tragen. QBoS etwa war es nie gelungen, externe Kunden zu gewinnen. Bei der Nürnberger Inkasso GmbH sind millionenschwere Investitionen in eine neue EDV-Anlage fällig, und bei der Tochter Quelle Bank Luxembourg kam das Geschäft in der Phase eines Bedeutungsverlustes des Luxemburger Marktes nie richtig in Gang.

Mit dem Verkauf der Noris Verbraucherbank hat Böckel das älteste Finanzunternehmen des Konzerns „versilbert“. Häufige Wechsel in der Geschäftsführung und in der Strategie hatten das Institut am Markt zurückfallen lassen. Die neue Eigentümerin, die Bayerische Vereinsbank, will die Bank nach der Verschmelzung mit ihrer Tochter Franken WKV als Spezialinstitut für das margenstarke Konsumentenkreditgeschäft positionieren.

Im Schickedanz-Konzern verbleiben nach der Portfoliobereinigung die Direktbank Quelle Bank, die Quelle Versicherungen und die Quelle Bausparkasse. Mit der 1990 gegründeten Quelle Bank hat das Familienunternehmen ein seit Jahren kräftig wachsendes Unternehmen mit mehr als 500.000 Kunden und einem Geschäftsvolumen von über 5 Milliarden Mark im Bestand. Für das laufende Jahr plant die Quelle Bank den Einstieg ins Internet-Banking und die Ausgabe eines neuartigen Investmentfonds – mit einem „Haus der Weltklasse als Partner“, so Geschäftsführer Marcel van Leeuwen.

Mit 1,3 Millionen Kunden und 1,6 Millionen Verträgen kann sich auch die Quelle Versicherung im Markt der Direktversicherer gut behaupten. Nach der langwierigen Trennung vom Partner DBV in Wiesbaden und der damit notwendigen Überführung des Lebensversicherungsbestands nach Nürnberg verdient die Quelle Versicherung inzwischen in allen Sparten Geld. Für den Gesamtkonzern sieht Holdingvorstand Böckel „die Baustelle Finanzdienstleister bereinigt“. Horst Peter Wickel

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