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Die Furcht ebbt ab

■ Oderpegel sinken, Herzog besucht Opfer, Bund stockt Hilfe auf

Bonn (rtr/AP) – Drei Wochen nach Beginn der Oderflut in Brandenburg kehrten gestern immer mehr Hochwasseropfer in ihre Häuser zurück. In der Ziltendorfer Niederung, südlich von Frankfurt (Oder) bauten Bewohner und Helfer Sandsäcke ab. Bis zum Nachmittag wurden an den Deichen keine neuen Gefahrenstellen entdeckt.

Im Oderbruch kann vorläufig noch keine Entwarnung gegeben werden. Eine echte Entlastung für die Deiche sei erst erreicht, wenn der Oderpegel um anderthalb Meter gesunken sei, hieß es beim Krisenstab. Freitag soll der Wasserstand so weit gesunken sein.

Nach Kanzler, Ministern und SPD-Chef Lafontaine suchte gestern Bundespräsident Roman Herzog die Hochwasserregion auf. In Eisenhüttenstadt besuchte er Familien aus den überfluteten Dörfern der Ziltendorfer Niederung und sagte zu, daß er sich persönlich für schnelle und unbürokratische Hilfsleistungen an die Betroffenen einsetzen werde.

Das Hilfsprogramm der Bundesregierung soll auf 500 Millionen Mark aufgestockt worden. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) kündigte in seiner Regierungserklärung zum Hochwasser vor dem Deutschen Bundestag die zusätzlichen Hilfen an. In einem gemeinsamen Antrag setzten sich die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP dafür ein, den Kreditrahmen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für Flutopfer aufzustocken. Zunächst war das Volumen auf 200 Millionen Mark festgelegt worden, die die KfW als zinsgünstige Kredite an Betroffene ausreichen sollte.

Bundespräsident Herzog zeigte sich bei seinem Besuch in der Oderregion von der Hilfsbereitschaft beeindruckt. Die gemeinsame Bekämpfung des Hochwassers habe die Deutschen in Ost und West näher zusammengebracht, sagte er nach einem Besuch des gefährdeten Deiches bei Hohenwutzen im Oderbruch. Ohnehin seien sich die Deutschen näher, als viele wahrhaben wollten, sagte Herzog.

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