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SPD will das hohe Amt

■ Oskar Lafontaine meldet Ansprüche der SPD auf den Präsidentensessel an

Bonn/Berlin (dpa/taz) – SPD- Chef Oskar Lafontaine hat den Anspruch seiner Partei auf das Amt des Bundespräsidenten angemeldet. In der ZDF-Sendung „bonn direkt“ sagte Lafontaine gestern abend: „Wir glauben, daß wir den Anspruch erheben können, daß wiederum jemand aus unseren Reihen dieses wichtige Staatsamt bekleidet.“ Er betonte zugleich, daß Roman Herzog (CDU) „ein hohes Ansehen hat und sein Amt wirklich voll erfüllt“. Lafontaine wies jedoch auch darauf hin, daß die SPD „eine wichtige Rolle in der Nachkriegsrepublik gespielt“, aber nur einmal die Chance gehabt habe, mit Gustav Heinemann den Bundespräsidenten zu stellen. Der liberal-christliche Sozialdemokrat amtierte während der Kanzlerära Brandts von 1969 bis 1974.

Eine intensive Personaldiskussion hält Lafontaine für verfrüht: „Es ist noch lange hin bis zu diesem Zeitpunkt.“ Herzog amtiert noch bis 1999; er hat kürzlich wie schon zu Amtsbeginn betont, für eine zweite Amtsperiode nicht zur Verfügung zu stehen. – Das Volk weiß offenbar schon, welcher Sozialdemokrat für die Herzog-Nachfolge am ehesten geeignet wäre: Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Bei einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Inra“ im Auftrag von Focus sprachen sich 55 Prozent für den jetzigen Zeit-Herausgeber Schmidt aus.

Den zweiten Platz auf der Liste von zehn möglichen Kandidaten teilen sich danach Nordrhein- Westfalens Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) und Exaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP). Ihnen trauten jeweils 53 Prozent der Befragten die nötige Kompetenz für das höchste Staatsamt der Bundesrepublik zu. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth erhielt lediglich 30 Prozent.

In ihren Wünschen liegen die Bürger der alten und neuen Bundesländer auseinander: Im Osten führt Genscher mit 64 Prozent Zustimmung die Liste an; Schmidt erreicht dort 51 Prozent. JaF

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