: Exklusiver Campus
■ In den USA gibt es 84 Frauencolleges: Gute Ergebnisse in entspanntem Klima
Hillary Clinton tat es und Madeleine Albright, Betty Friedan und Gloria Steinem. Alle vier US-Berühmtheiten studierten an einer Frauenuniversität: Clinton und Albright im Wellesley College, Friedan und Steinem im Smith College. Die Absolventinnenlisten der derzeit 84 Frauencolleges in den USA zieren viele prominente Namen. Sie produzieren in den naturwissenschaftlichen Fächern mehr als doppelt so viele Graduierte als herkömmliche Universitäten.
Das liegt unter anderem am Klima in einem Frauencollege. Es gehört zum honor code am Wellesley College, daß Examina ohne Aufsicht abgelegt werden. Die Studentinnen geben ihr Ehrenwort, daß sie nicht schummeln werden, und die ProfessorInnen – der Lehrkörper ist gemischtgeschlechtlich – vertrauen ihnen. Die entspannte Lernatmosphäre und hohe Motivation aller Beteiligten ist allerdings an einen konkreten Ort gebunden; ein virtueller Campus, wie er für die Zeit nach der Expo 2000 diskutiert wird, könnte niemals eine solche Qualität entwickeln.
Begründet wurden die Frauencolleges in den USA infolge der Verweigerung weiblicher Bildung. 1858 lehnte die University of Michigan die Zulassung von Frauen mit der Begründung ab, dadurch werde Gottes Ordnung durcheinandergebracht, „eine Gemeinschaft entweiblichter Frauen und verweichlichter Männer“ würde entstehen. In der Folge entstanden zahlreiche Frauencolleges.
1950 gab es rund 200 Frauencolleges, die große Mehrheit davon privat oder kirchlich getragen. Doch seit die US-Eliteuniversitäten in den 70er Jahren ihre Tore gnädigerweise auch für Frauen öffneten, sank die Zahl der Frauencolleges und die Zahl der dort Studierenden. Das änderte sich erst wieder, als die Hochschulen ihre Lehrprogramme änderten und neue Schwerpunkte in der Frauenforschung und in der Integration ethnischer Minderheiten setzten.
Berühmt wurde der Studentinnenstreik im Mills College an der Westküste. 1990 gab die Leitung bekannt, angesichts sinkender Studentinnenzahlen werde überlegt, Mills auch für Männer freizugeben. Die ProfessorInnen sprachen sich mit Zweidrittelmehrheit dagegen aus, die Studentinnen wurden gar nicht erst gehört. Als der Verwaltungsrat bekanntgab, das undergraduate-study für Studenten öffnen zu wollen, traten die Studentinnen in einen Vorlesungsboykott. „Better dead than coed“, stand auf ihren T-Shirts. Manch eine verpaßte sich aus Protest gegen die geplante Koedukation eine Glatze. Zwei Wochen später nahm der Verwaltungsrat seinen Beschluß zurück. Und heute, sieben Jahre später, ist Mills eine kleine gutgehende Denkfabrik.
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