■ Querspalte: Vom Strand zum Beton
Aus dem grüngrauen Einerlei ragen die neuen Legoklötzchen am Potsdamer Platz. Nur beim Landeanflug glänzt der Berliner Bauboom im Licht der Sonne. Unten dann nichts Neues, provisionsfreie Büroflächen, ganz nach Ihren Wünschen und ab 15 Quadratmeter. Und hinter den Werbetafeln der Maklerfirmen gähnen leere Fenster. Warum sollte sich auch nach anderthalb Wochen Strandurlaub irgend etwas geändert haben?
Zurück in der Redaktion. Das Telefon bimmelt alle zwei Minuten. Ob wir die Materialien zur Entwicklung des Gewerbegebietes in einem der vielen Stadtrandbezirke bekommen hätten, will die freundliche Vorzimmerdame einer Landesentwicklungsgesellschaft wissen. Und ob wir denn Interesse hätten, darüber zu berichten? Einer dieser Anrufe, die es nun wieder freundlich abzuwimmeln gilt. Nein, ich weiß nicht, wo die Unterlagen sind, ich war im Urlaub. Sie müssen entschuldigen, wahrscheinlich beim zuständigen Redakteur, aber der ist gerade auch nicht da. Wer denn zuständig für die Geschäftsentscheidungen bei der taz sei, hakt die freundliche Telefonstimme nach. Und kommt, um es kurz zu machen – wie nett –, auch fast gleich auf den Punkt: Ob die taz nicht in Kürze umziehen wolle? Was? Ob wir auf der Suche nach Büroraum seien? Nein, sind wir nicht, das weiß der noch in Gedanken am Meer weilende Assistent, auch ohne die Geschäftsführung zu fragen. Nur daß es den Immobilisten inzwischen so dreckig geht, daß sie selbst der taz ihre Betonburgen anzudrehen versuchen, das wußte er nicht. Hat sich doch was geändert in nur anderthalb Wochen? Gereon Asmuth
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