: „Waigel als Außenminister, das hat Charme“
■ Peter Gauweiler, CSU-Vorsitzender des Bezirks München, wünscht sich einen Außenminister mit Kompetenz in Finanzfragen. FDP in der Regierung überrepräsentiert
taz: Immer wieder ärgert die CSU den Koalitionspartner FDP mit ihrem Anspruch auf das Außenministerium. Ist das ein altes Spiel oder was reizt die bayerische Union gerade auf diesem Feld?
Peter Gauweiler: Seine Weite. Im übrigen ärgert sich die FDP über jedes andere Interesse am Auswärtigen Amt, weil dieses Haus in bald 29 Jahren der vom Wähler oft recht gebeutelten Partei zu einer prestigeträchtigen Trost- und Zufluchtsstätte geworden ist.
Halten Sie die bisherige Aufgabenverteilung innerhalb der Koalition für gerecht?
Für erträglich. Natürlich ist die FDP überrepräsentiert. Aber solange die Nummer eins keine Alternative ins Auge fassen kann oder will, ist es sinnlos, darüber zu räsonnieren.
Wäre denn eine Regierungsumbildung ein Jahr vor der Bundestagswahl der richtige Zeitpunkt?
Natürlich. Weil man sich vor dem Schlußpfiff nochmals verstärken soll. Die Bundestagsopposition ist schwächer als die Regierung. Aber die Regierung ist auch nicht so stark, daß sie kein Interesse an unverbrauchten Leuten haben könnte.
Haben Sie eigentlich auch den Eindruck, Theo Waigel will nicht länger Finanzminister sein?
Was heißt hier Eindruck? Er hat gesagt, neun Jahre in diesem Amt sind mir genug. Ich finde diese Offenheit eigentlich recht sympathisch.
Kohl hält Waigel offensichtlich für einen geeigneten Außenminister. Sie auch?
Waigel wäre der erste Außenminister in Deutschland seit Rathenau, der sich ausgiebig mit Wirtschafts- und Finanzfragen beschäftigt hat. Man braucht nicht Innenminister wie Genscher oder Geheimdienstchef wie Kinkel gewesen zu sein, um dem Auswärtigen Amt als Richtungsgeber vorzustehen. Auch wenn in der heutigen Bonner Konstellation das Finanzministerium „mächtiger“ ist – die Vorstellung Waigel als Außenminister hat politischen Charme.
Waigels bisheriges Ressort bringt wenig Sympathiewerte ein. Hätte ein Außenminister Waigel innerhalb der CSU eine stärkere Position gegenüber Emund Stoiber?
Vermutlich die gleiche wie bisher. Aber übrigens: Wieso „gegenüber Stoiber“? Die beiden verstehen sich doch prächtig. Haben Sie das noch nicht gehört? Interview: Mathias Mantzen
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