: Bundesbanker verharmlost Euro-Verschiebung
■ Tietmeyer sieht als einziger keine Probleme in späterem Start der Währungsunion
Frankfurt/Berlin/Brüssel (AP/AFP) – Kaum ist die Drei-Prozent-Diskussion abgeflaut, hakeln sich Europas Politiker und Staatsbankiers über eine Verschiebung der Währungsunion. Weder politisch noch wirtschaftlich wäre eine spätere Einführung des Euro eine Katastrophe, sagte Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer der Woche. Er verstehe nicht, warum „der europäische Himmel einstürzen oder die Wirtschaft aus den Fugen geraten“ solle. „Schwerwiegende Konsequenzen“ sieht hingegen EU-Währungskommissar Yves- Thibault de Silguy, wenn der Euro verschoben würde. „Das würde politischen und wirtschaftlichen Schaden anrichten.“ Richtig, hieß es aus Paris. „Eine Reihe aufgeworfener Probleme“ sieht der französische Europaminister Pierre Moscovici in einer Verschiebung. Aus Rom hatte sich schon am Dienstag Außenminister Lamberto Dini gemeldet. Der Euro solle nicht wie geplant 1999 kommen, sondern ein Jahr später.
Die Bundesregierung hingegen sieht „überhaupt keinen Anlaß für eine Verschiebungsdiskussion“. Auch angesichts der jüngsten Schätzung über das diesjährige Staatsdefizit sei eine Diskussion „vollständig überflüssig“, sagte ein Sprecher von Finanzminister Waigel. Allerdings beträgt die Neuverschuldung 1997 nach einer Schätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung 3,5 Prozent. Laut Maastricht-Vertrag sind drei Prozent zugelassen. Bundesbanker Tietmeyer findet, daß diese Quote „grundsätzlich die Obergrenze“ sein sollte. Falls einzelne Staaten bei 3,3 oder 3,4 Prozent landeten, sei das schwierig. Edmund Stoiber, bayerischer Ministerpräsident, hält vor dem Start der Währungsunion ein Gutachten der Bundesbank über die Erfüllung der Maastricht-Kriterien für unverzichtbar. Der Bund dürfe sich nicht allein auf das EU- Statistikamt Eurostat verlassen. Das würde hauptsächlich die „kreative Buchführung“ billigen.
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