: Fünfzehn Jahre Anlauf bis zur Zufriedenheit
■ St.-Pauli-Präsident Weisener kündigt Stadionumbau an / Volkspark-Arena am Ende?
Die Freude stand Heinz Weisener ins Gesicht geschrieben. Wie ein Schuljunge nach einem gelungenen Streich lächelte der Präsident des FC St. Pauli gestern mittag auf der Pressekonferenz im Interconti. „Fünfzehn Jahre Anlaufzeit sind genug“, verkündete der FC-Boß. Gestern früh habe er den Antrag für den „zukunftsweisenden“Erweiterungsumbau des Millerntor-Stadions gestellt. Baubeginn für die 35.000-Zuschauer-Arena mit mobiler Dachkonstruktion soll Anfang 1998 sein, die Kosten betragen rund 75 Millionen Mark. Im Sommer 1999 will der derzeitige Zweitligist seine WM-taugliche Spielstätte einweihen.
Der Verein, so dessen 69jähriger Chef, habe das „immer wieder totgesagte“Vorhaben „gegen wechselnde Widerstände“durchgeboxt. „Jetzt aber haben wir die absolute Unterstützung der Stadt.“Zum Beweis las „Papa Heinz“ein Schreiben von Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow vor und verwies auf „das offene Ohr des Bürgermeisters“. Das entscheidende Gespräch habe es am Freitag gegeben.
Weniger auskunftsfreudig war der Bauherr und Architekt in Personalunion bei der Finanzierung: „Diese Fragen möchte ich nicht beantworten.“Er müsse sich erst noch mit dem Aufsichtsrat abstimmen. Klar scheint, daß eine Investorengruppe die Baukosten tragen und der FC St. Pauli sich an der Betrei-bergesellschaft beteiligen wird. Die Geldbeschaffung sieht Weisener nicht „als das große Problem“an. Ohnehin war der oberste St.-Paulianer nicht in der Stimmung, sich mit den Unwägbarkeiten des „Super-Papa-Domes“zu beschäftigen. So sei es „kein Pferdefuß“, daß die nicht-sportlichen Veranstaltungen, die die zusätzlichen Einnahmen bringen sollen, einzeln vom Bezirksamt genehmigt werden müssen. „Ich bin völlig zufrieden.“Vermutlich auch deshalb, weil das Konkurrenzprojekt Volkspark-Arena zu scheitern droht.
Es sei „unrealistisch“, daß der HSV jährlich mindestens zwölf Millionen Mark Miete zahlen könne, erklärte gestern dessen Aufsichtsratsvorsitzender Udo Bandow. Diese Summe fordert die Investorengruppe Holzmann/Deuteron, die für über eine halbe Milliarde Mark ein 45.000-Plätze-Stadion samt Mehrzweckhalle und Erlebnispark plant.
Die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) glaubt nicht, daß deshalb das ganze Projekt gefährdet ist: „Die beiden privaten Vertragspartner haben bis zum 30. Juni 1998 Zeit, sich zu einigen.“Sonst müßte das Stadion für 70 Millionen Mark auf Stadtkosten modernisiert werden. Den Vorschlag von Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus (parteilos), hierzu einen Nachtragshaushalt einzurichten, finden Steb-Mitarbeiter „mutig“. cleg/hh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen