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Dow übernimmt Buna/Leuna-Werke

■ Größte Privatisierung im Osten, Betrugsvorwurf zurückgewiesen

Halle (AP) – Das größte ostdeutsche Privatisierungsvorhaben ist abgeschlossen: Der amerikanische Chemieriese Dow Chemical hat von der Treuhandnachfolgerin BvS 80 Prozent der Anteile an der Buna Sow Leuna Olefinverbund GmbH (BSL) übernommen, wie beide Verhandlungspartner am Mittwoch in Halle bekanntgaben. Gleichzeitig wurden Berichte von Focus zurückgewiesen, wonach die EU-Kommission die Rechtmäßigkeit von Subventionszahlungen an Dow immer noch bezweifle.

Die EU habe dem amerikanischen Unternehmen bezüglich der Energiekosten Auflagen erteilt, die die BvS und Dow bereits vor einem Jahr erfüllt hätten, sagte BvS- Präsident Günter Himstedt. Im April hätten Kommissionsmitglieder dies vor Ort kontrolliert. Dow- Präsident William Stavropoulos sagte: „Das war eine völlig transparente Verhandlung.“ Sein Konzern sei bisher allen Wünschen der EU-Kommission gerecht geworden. Focus hatte berichtet, daß der Bundesrepublik im Zusammenhang mit unzulässigen Subventionen bei der BSL-Privatisierung vor dem Europäischen Gerichtshof ein Verfahren drohe.

Die Gesamtsumme der staatlichen Beihilfen für das Großprojekt im ostdeutschen Chemiedreieck wurden auf 9,5 Milliarden Mark beziffert, davon 4,5 Milliarden für Investitionen, die restliche Summe für Altlastenbeseitigung, Verlustübernahme und anderes. Bereits am 1. September war die Privatisierung zwischen der BvS und Dow besiegelt worden. Im Gegenzug dafür zahlten die Amerikaner vertragsgemäß den Kaufpreis in Höhe von 300 Millionen Mark. Im Jahr 2000 – zum Abschluß der Neustrukturierung – hat der Chemieriese die Option, die restlichen 20 Prozent des Chemieverbundes zu erwerben. Dann sollen an den drei Standorten in Leuna, Schkopau und Böhlen etwa 2.200 Menschen beschäftigt sein, einschließlich der Zulieferer über 3.000.

Dow will seinem Präsidenten zufolge aus der BSL in Sachsen und Sachsen-Anhalt „einen der wettbewerbsfähigsten Chemiestandorte der Welt“ machen.

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