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Du im Kaisersaal!

■ Am Sonntag ist zum 4. Mal Tag des offenen Denkmals

Mitten in der Stadt gelegen, und doch wissen nicht viele, daß es ihn gibt, und betreten haben ihn noch weniger. Dieser Zustand wird ab Sonntag mit ziemlich großer Sicherheit der Vergangenheit angehören.

Ein großes Interesse seitens der Bremer Bevölkerung erwartet Karl-Heinz Antelmann, Pressesprecher der Deutschen Post AG, wenn im Rahmen des Tages des offenen Denkmals der „Kaisersaal“öffentlich zugänglich gemacht wird Der im 2. Stock des Postgebäudes an der Domsheide gelegene Festsaal aus dem 19. Jahrhundert ist erstmals aufgenommen worden in die Denkmalschau, die seit 1993 durchgeführt wird.

Zwar erklärt normalerweise das bekannte „Ungeheuer aus dem Wolfgangsee“jede Regung in diesem unseren Land zur Förderveranstaltung der Beziehung „zu unseren amerikanischen Pfroinden“, der Denkmaltag verfolgt jedoch bescheidenere Ziele. Das „Bewußtsein für das kulturelle Erbe“soll, ganz ohne Drogen (!), erweitert und vertieft werden. Zudem können Du und ich, offenbar in Anlehnung an das Konzept von Blind-Date-Partys, Denkmäler besichtigen und kennenlernen, zu denen sonst kein Zugang besteht.

Also werden wir uns am Sonntag im Kaisersaal treffen und versuchen, einen Blick auf die ziemlich geschmacklosen Wandbilder des historistischen Malers Arthur Fitger zu werfen. Besonders beachtenswert auch die Beleuchtung an der Decke und vor den Spiegeln, die erst verständlich macht, weshalb der Saal den Rest des Jahres verschlossen bleibt.

Wo wir schon mal in der Post sind, holen wir uns noch einen Briefmarkensonderstempel für die heimische Sammlung ab. Gut sortierte Sammlungen fördern bekanntlich zwischenmenschliche Kontakte ungemein, daher: Diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Wer es gern klassisch mag, so man bei einer zum vierten Mal stattfindenen Veranstaltung überhaupt davon sprechen kann, kann sich nach der plattdeutschen Führung durch das Rathaus (11, 13 u. 15 Uhr) zur „umgedrehten Kommode“ans Weserufer begeben. Vor dem Wasserturm der Bremer Stadtwerke boxte im letzten Jahr aus gleichem Anlaß der Papst im Kettenhemd. Will sagen: Es war sauvoll. Deshalb werden die Stadtwerke auf ihrem Gelände ein Zelt aufstellen, in dem sich Interessierte zu Führungen anmelden müssen. Frisch gezapftes Bremer Wasser (gähn ...) wird den Wartenden gereicht. Die Bedingungen für eine ausgelassene Zeltorgie stehen also gut.

Apropos Zapfhahn: Wer schon immer mal wissen wollte, wie der Begründer der Beck's Brauerei privat gelebt hat und welche Tragödien sich in seiner Familie abgespielt haben (der Sohn soll, so viel sei verraten, von Südseeinsulanern verspeist worden sein), der sollte sich auf den Weg zur Villa Rutenberg machen.

Im heutigen Sitz des Ortsamts Mitte (Am Dobben 91) bekommt man derart intime Details über die Familie Rutenberg erzählt. Zudem laufen Diashows über alte Bremer Häuser, und um 11.30 Uhr hält Horst Meyer einen videounterstützten Vortrag zum gleichen Thema. taz

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