Kommentar (S. 22): Alte Herren gefragt
■ CDU-Nachwuchs wohnt bei Mutti
Händeringend sucht der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann dieser Tage nach einem Wirtschaftssenator. Obwohl der Job für ehrgeizige, junge Politiker durchaus attraktiv und vor allem lukrativ ist, richtet sich Neumanns Blick nicht auf die eigenen Reihen. Er konzentriert sich lieber auf eine alternde Herrenriege in der Bremer Wirtschaft. Dabei ist die CDU laut Bürgerschaftshandbuch mit 44,4 Jahren die jüngste Fraktion. Neumann sollte sich seinen Nachwuchs ruhig einmal ansehen, immerhin ist das die CDU von morgen.
Viola Mull, zum Beispiel. 33 Jahre jung, gelernte Bankkauffrau – sie wohnt noch bei Mami. Obwohl sie noch nie einen Mietvertrag für die eigene Wohnung unterschrieben hat, sollte sie 1994 für die CDU ins Europa-Parlament. Daß sie die Tücken einer Nebenkostenabrechnung vermutlich noch nicht am eigenen Geldbeutel gespürt hat, ist bei der CDU auch kein Problem. Seit 1993 ist sie Schatzmeisterin der Jungen Union. Eine weitere Abgeordnete, die über die Geschicke des Landes mit entscheidet, aber die Füße noch unter den elterlichen Tisch streckt, ist Catrin Hannken. 24 Jahre jung, Studentin. Sie wohnt mit Mami und Papi in Bremerhaven. Dort hat sie für die CDU seit 1991 mit der Stadtverordnetenversammlung die Seestadt regiert. Die Wilden in der CDU sitzen brav da, mischen sich nicht ein und warten gespannt, was Papi Neumann verkündet. Vielleicht haben sie es auch nicht besser verdient. Kerstin Schneider
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