piwik no script img

Die Hanfaktie ist bald per Mausklick erhältlich

■ Die Berliner Treuhanf AG will mit einer dritten Kapitalerhöhung beim HanfHaus einsteigen. Erstmals sollen damit auch Kleinanleger gewonnen werden. 60.000 Stück wurden schon verkauft

Unkonventioneller geht's nimmer: Unter der S-Bahn-Brücke über der Bleibtreustraße am Savignyplatz wird die Hanf-Aktie genauso angepriesen wie bei der Hanfparade, die Mitte August Cannabis-Anhänger aus der ganzen BRD vor dem Brandenburger Tor vereinte.

Rund 500 Plakate hat die Berliner Umweltfinanz, Planungs- und Vermittlungsgesellschaft für ökologische Beteiligungen mbH für diese Art der Vermarktung des Papiers der Treuhanf AG drucken lassen. Auch Aufkleber gehören zum Vertriebskonzept der nachhaltigen Finanzlage. „Wir wollen mit der Hanfaktie einmal ganz aggressiv in den Markt gehen“, sagt Dirk Baude von der Umweltfinanz. Die Idee hat gefruchtet: „Wir dachten vor allem an die Menschen, die sonst überhaupt nicht an Finanz-Informationen herankommen.“ Tatsächlich konnten die Öko-Financiers auch den gemeinsamen Hanffreund für die Aktie gewinnen, der bislang nichts mit der boomenden Öko-Aktienwelt zu tun hatte.

Der Aufsichtsrat der Berliner Treuhanf hatte Anfang August eine zweite Kapitalerhöhung über 500.000 Mark für die Aktiengesellschaft beschlossen. Erstmals sollten damit auch Kleinanleger für die Hanf-Aktie gewonnen werden: Die Mindestbeteiligung liegt jetzt bei 100 Aktien für insgesamt 1.200 Mark bei einem Nominalwert von 5 Mark pro Stück. „Von den 100.000 Aktien waren bis Mitte September bereits 60.000 verkauft“, bilanziert Dirk Baude. Wer weniger investieren möchte, kann auch über einen von der Umweltfinanz benannten Treuhänder Aktien zeichnen.

Zum Jahresende soll dies auch über Internet möglich sein: Mit einer dritten Kapitalerhöhung über 250.000 Mark will sich die Treuhanf AG bei der Berliner HanfHaus GmbH beteiligen. Die Aktiengesellschaft würde so erstmals zum Kapitalbeschaffer der Berliner Handelsfirma, die bundesweit, in der Schweiz und in Österreich 16 Hanfhäuser beliefert.

„Wir verhandeln derzeit über eine Beteiligung bis zu 20 Prozent“, sagt HanfHaus-Geschäftsführer Mathias Bröckers. Auf der web-site des HanfHauses (www.hanfhaus.de) könnten sich die Besucher dann für „14 oder 15 Mark“ das Stück in die Aktienwelt klicken. „Für diese Kleinstanlager übernehmen wir dann die Treuhänderschaft.“ Das Stimmrecht bliebe bei der HanfHaus GmbH, das Dividendenrecht ginge an die frischgebackenen Aktionäre.

Mit dem neuen Geld will Bröckers seine Produkte auch auf dem Massenmarkt plazieren: „Wir denken an Baumärkte oder auch Kaufhäuser“, für Kosmetika und Hanffarbe. Die Investitionen würden dann für Marketing verwandt werden.

Die Treuhanf AG will unterdessen ihre Produktion in der firmeneigenen Hanffabrik Zehdenick GmbH investieren. „Bis Jahresende“, so hofft Treuhanf-Geschäftsführer Matthias Schillo, „wollen wir in Zehdenick eine schwarze Null schreiben.“ Dort werden seit Frühjahr im Probebetrieb Hanfvliese für Bodenmatten und als Dämmstoff hergestellt. Weitere Produkte sollen erarbeitet werden: „Wir sprechen mit Kunden, die bestimmte Bedürfnisse haben und fertigen jetzt gemäß den Anforderungsprofilen“, beschreibt Schillo. Dabei solle freilich im Moment in erster Linie einmal „die Nische weiter ausgebaut werden“. Bis der nachwachsende Rohstoff einen Massenmarkt erreichen kann, werde noch viel Zeit verstreichen. Indes: „Ich könnte mir schon vorstellen, irgendwann ein Produkt wie die Golf-Hanf-Edition auf der Straße zu sehen“, träumt Schillo. Frank Hofmann

Die Hanf-Aktie wird vertrieben von: Umweltfinanz Planungs- und Vermittlungsgesellschaft für ökologische Beteiligungen mbH, Pfalzburger Straße 80, 10719 Berlin, Telefon 030/882 38 77, Fax: 886 82 806

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen