Kommentar: Restpolitik
■ Scherf (SPD) will keinen Lauschangriff
Holla, da hat der Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) aber die Faust unter den Tisch gedonnert! Statt dem Großparteienkompromiß des Bundestages für den Lauschangriff zuzustimmen, will Scherf sich am kommenden Freitag im Bundesrat bei der Abstimmung enthalten. Und das, obwohl die Bremer CDU und SPD in einer gemeinsamen Erklärung den Lauschangriff ganz toll finden.
Öffnet Scherf damit der Mafiaschwemme in Deutschland Fensterritze und Schlüsselloch? Oder will der Bremer Bürgermeister liberale Positionen aus vorschröderischer, sozial-demokratischer Zeit auf sein Panier heben? Egal. Schaden tut beides nicht, die Enthaltung ist nicht das Scherflein an der Waage, die die Entscheidung zuungunsten des Lauschangriffes kippen könnte. Scherf weiß, wie er seinen Innensenator Borttscheller (CDU) reizen kann. Seit seinem Besuch in Amerika läßt der sich von der Öffentlichkeit als „scharfer Hund“tätscheln.
Natürlich gibt Borttscheller auf Scherfs Enthaltungsankündigung sofort Laut: „Du böser Scherf, nimmst mir meinen Lauschknochen weg!“Ruhig Bolli. Der Lauschangriff kommt. Scherf will sich doch nur als liberale Restgröße im konservativen Bremer Koalitionstaumel zeigen. Die Scherfsche Restpolitik ist kühlen Herzens betrachtet Augenwischerei. In Bremen gilt weiter: Die große Koalition arbeitet erfolgreich, so wie es die CDU will. Thomas Schumacher
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen