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Roy Black im Homodreieck

Razzia in der „G-Bier-Bar“! Acht Polizisten stürmen das Lokal in der Friedrichstraße. Ängstlich schauen die am Tresen männernden Burschen auf die Frau hinter der Bar. Die stellt auf den Wink eines Uniformierten die Musikbox ab. Anziehen, mitkommen, die Personalien werden überprüft, rufen die Polizisten. Zehn Minuten später ist die Kneipe geschlossen. Wahrscheinlich für immer, heißt es, auf Anordnung von „ganz oben“, will einer der Stammgäste gehört haben. Er wird recht behalten.

Schon nach wenigen Wochen wird ein Intershop eröffnet. Anfang der siebziger Jahre kommt Honecker an die Macht, da trifft es die nur einen Steinwurf entfernte „Mokkastube“, den zweiten Treffpunkt im spitzwinkligen Homodreieck Ostberlins, das von der privat geführten „City-Klause“, dem dritten Treffpunkt schräg gegenüber, komplettiert wird. Für Devisen gehen dort nun Kosmetika über den Ladentisch. Damit der Westbesucher beim Einkauf in der unteren Friedrichstraße auch keine langen Wege mehr hat, wird das „Johannis-Eck“, das ab neun Uhr morgens „Riesen-Eisbein“ führt, Intershop für technische Haushaltsgeräte.

Acht Jahre nach Öffnung der Mauer hat sich die Straße an diesem Abschnitt noch immer nicht vom Milieukahlschlag Ende der sechziger Jahre erholt. Ihr Asphalt wird schon zum dritten Mal wieder aufgerissen. Die Menschen haben es eilig. Ich gehe auf ein Bier in die „City-Klause“. Hier scheint alles beim alten. Der Sohn der ehemaligen Chefin zapft Bier, im Radio dudelt Roy Black. Ich schaue mich um und entdecke Kleinigkeiten, die Musterung des Tresens zum Beispiel. Früher hatte ich sie nie wahrgenommen. Ging ja auch nicht, da standen immer Männer davor – am Wochenende in Doppelreihen. Jürgen Lemke

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