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Der Regen bringt kurzen Segen

Im malaysischen Teil von Borneo fielen die Smogwerte. Doch schwelender Torf droht die durch Brandrodung hervorgerufene Katastrophe über Monate zu verlängern  ■ Von Jutta Lietsch

Bangkok (taz) – Heftige Regenschauer und starke Ostwinde brachten die ersehnte Erleichterung: Zum ersten Mal seit Wochen konnten die Bewohner der ostmalaysischen Stadt Kuching frei atmen. Die Regierung hob den Notstand gestern auf, die Smogwerte fielen auf 35 Punkte. Kuching liegt auf der Insel Borneo, auf dessen indonesischer Seite riesige Waldbrände wüten. Die Stadt mit 400.000 Einwohnern gehörte in den letzten Tagen zu den am stärksten betroffenen Regionen. Der Smogpegel kletterte auf extrem gesundheitsschädliche 839 Punkte. Zeitweise konnte man nur einen Meter weit sehen. Alle Schulen in der Provinz öffneten gestern wieder und die Fabriken nahmen den Betrieb wieder auf. Auch in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur klärte sich die Luft nach Regenfällen am Sonntag abend. Doch der Smogwert betrug immer noch „ungesunde“ 109 Punkte.

Die Freude über die Regenfälle ist allerdings etwas getrübt: Experten haben davor gewarnt, sich den Niederschlägen auszusetzen, da das Wasser große Mengen Giftstoffe aus der Luft aufgenommen hat. Außerdem fürchten Meteorologen, daß die Luft in Kuala Lumpur bald wieder schlechter wird, da die Feuer im Westen Sumatras weiterbrennen und der Wind die Rauchwolken wieder über die Straße von Malakka treibt.

Auf diesem stark befahrenen Schiffahrtsweg kam es am Wochenende im dicken Dunst zu zwei Kollisionen. Ein Schiff, die IDL Vickraman, sank minutenschnell. Nur fünf Passagiere konnten gerettet werden, 28 fanden den Tod, darunter ein Baby. Malaysische Rettungsmannschaften versuchten gestern, das Wrack zu bergen.

Über 300 indonesische Soldaten waren unterdessen auf Sumatra damit beschäftigt, die Trümmer des Airbus der Fluggesellschaft Garuda zu durchsuchen. Sie hoffen, das Flugaufzeichnungsgerät zu finden, um den Grund für den Absturz am Freitag herauszufinden. Der Pilot hatte kurz vor dem Unglück über mangelnde Sicht geklagt. Alle 234 Menschen an Bord kamen ums Leben. Die Bergung ist schwierig, da die Maschine in eine tiefe Schlucht gestürzt war. Die meisten Toten sind nicht mehr zu identifizieren. Die Regierung in Jakarta will sie jetzt in einem Massengrab beisetzen lassen.

In einigen Regionen Sumatras und auf Borneo haben die Brände auch auf Torfgebiete übergegriffen und rücken auf Braunkohleregionen vor. Dies ist sehr gefährlich: Denn die Glut kann sich in den Boden hineinfressen und ist häufig auch durch schwere Regenfälle nicht zu löschen. Diese Feuer können in der Tiefe weiterglimmen und nach Monaten wieder auflodern. Feuerwehrleute in Riao haben vergeblich versucht, Torf zu löschen, indem sie Löcher in den Boden bohrten und Wasser hinein pumpten. In vielen Fällen mangelt es an der Ausrüstung.

Über 10.000 Feuerwehrleute sind gegenwärtig in Indonesien im Einsatz, darunter über 1.000 Helfer aus Malaysia. Niemand kann bisher sagen, wie hoch die wirtschaftlichen Kosten für die vom Feuer und Smog betroffenen sechs Länder Südostasiens sein werden – von den gesundheitlichen und ökologischen Folgen ganz zu schweigen. Thailands Umweltminister Yingphan Maasikarn sagte, sein Land werde die indonesische Regierung nicht auf Entschädigung verklagen.

Obwohl die Regierungen in der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean sich gegenseitig aus Prinzip nicht öffentlich kritisieren würden, wächst der Unmut über die zögerliche Haltung Jakartas, das die Katastrophe wochenlang ignorierte.

Kommentar Seite 12

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